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Institutionalisierte Berufsbildungsforschung - Fundament für Zukunftsfähigkeit

Institutionalisierte Berufsbildungsforschung ist ein wichtiges Element einer modernen Berufsbildung. Mit Blick auf Arbeitsmarktveränderungen und neue technologische wie gesellschaftliche Herausforderungen liefert sie essenzielle Erkenntnisse und Impulse für Politik, Wirtschaft und Bildungspraxis.

Eine Lupe liegt auf einem Tisch der mit ausgedruckten Diagrammen bedeckt ist

Die Berufsbildungsforschung ist ein vergleichsweise junges, heterogenes und interdisziplinäres Feld, das sich an der Schnittstelle von Bildungswissenschaft, Soziologie, Wirtschaft und Arbeitsmarktforschung bewegt. Ihre Themen orientieren sich an den Bedarfen von Unternehmen, Bildungsträgern, Politik und Lernenden. Zentrale Merkmale sind ihre Anwendungsorientierung, die Vielfalt der beteiligten Disziplinen und die enge Vernetzung von Akteuren auf nationaler wie internationaler Ebene.

Warum Berufsbildungsforschung?

Berufsbildungsforschung ermöglicht es, Entwicklungen auf den Arbeitsmärkten und in der Gesellschaft frühzeitig zu erkennen und Bildungsangebote strategisch anzupassen – sei es in Bezug auf demografische Veränderungen, Migration, Nachhaltigkeit, den Bedarf nach neuen Berufsbildern oder die Integration neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz. Berufsbildungsforschung bietet evidenzbasierte Grundlagen für Entscheidungen in der Bildungsplanung und -steuerung von Politik, Wirtschaft und Sozialpartnern.


Gesetzlich verankert und breit aufgestellt

In Deutschland bildet das Berufsbildungsgesetz (BBiG) die gesetzliche Grundlage für Berufsbildungsforschung. 

BBiG, (2020)*, §84 Ziele der Berufsbildungsforschung

„Die Berufsbildungsforschung soll…

1.… Grundlagen der Berufsbildung klären,

2.… inländische, europäische und internationale Entwicklungen in der Berufsbildung beobachten,

3.… Anforderungen an Inhalte und Ziele der Berufsbildung ermitteln,

4.… Weiterentwicklungen der Berufsbildung in Hinblick auf gewandelte wirtschaftliche, gesellschaftliche und technische Erfordernisse vorbereiten,

5.… Instrumente und Verfahren der Vermittlung von Berufsbildung sowie den Wissens- und Technologietransfer fördern.“

 

* Berufsbildungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 4. Mai 2020 (BGBl. I S. 920), das zuletzt durch Artikel 2des Gesetzes vom 19. Juli 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 246) geändert worden ist.

Zahlreiche Akteure der Berufsbildungsforschung tragen in Deutschland zur Erreichung dieser Ziele bei. So forschen etliche Hochschulen, Universitäten, Gesellschaften, Stiftungen, Landesinstitute sowie private und öffentliche Forschungsinstitute sowohl individuell als auch gemeinsam im Bereich der Berufsbildung. 

Die Rolle des BIBB

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist nach §90 des BBiG beauftragt zur Berufsbildungsforschung beizutragen. Die Forschungsaktivitäten des BIBB gliedern sich hierbei in mittelfristige Programme und jährliche Forschungspläne. Aktuelle Themenschwerpunkte sind u. a. die digitale Transformation beruflicher Bildung, betriebliches Entscheiden und Handeln, berufliches Lernen, Übergänge in Ausbildung und Beruf, berufliche Segmentierung in der Ausbildung sowie die ordnungsbezogene Gestaltung und Steuerung der Berufsbildung. Regelmäßig führt das BIBB auch empirische Erhebungen wie das BIBB-Betriebspanel zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung oder die BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, jeweils zum 30.09. des Jahres, durch. Die Ergebnisse sind über Open-Access-Publikationen wie dem jährlich erscheinenden BIBB-Datenreport, Fachzeitschriften wie „Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis“ (BWP) und umfangreiche Datenbanken des BIBB-Forschungsdatenzentrums öffentlich zugänglich. Der BIBB-Datenreport bildet zudem eine wichtige empirische Grundlage für den jährlichen Berufsbildungsbericht der Bundesregierung.

International und offen

In der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit (iBBZ) sieht die Strategie der deutschen Bundesregierung in der Kooperation mit Partnern eine Orientierung an den wesentlichen Erfolgsfaktoren des dualen Systems vor, zu denen auch die institutionalisierte Berufsbildungs- und Arbeitsmarktforschung sowie Beratung zur Berufsbildung gehört.

Erfolgsfaktoren des dualen Systems

  • Gemeinsame Verantwortung von Staat, Wirtschaft und Sozialpartnern,
  • Lernen im Arbeitsprozess,
  • Akzeptanz von nationalen Berufs-, Ausbildungs- und Prüfungsstandards,
  • Qualifiziertes Bildungspersonal in Betrieben und Berufsschulen,
  • Institutionalisierte Berufsbildungs- und Arbeitsmarktforschung sowie Beratung zur Berufsbildung

Quelle: Strategie der Bundesregierung zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit (2019)

Im Lichte wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und technischer Umbrüche ermöglichen internationale, interdisziplinäre Forschungsnetzwerke Orientierung auf Basis wissenschaftlicher Evidenz und tragen maßgeblich zu einer anforderungsgerechten Weiterentwicklung von Berufsbildungssystemen bei.

Prof. Dr. Hubert Ertl, Forschungsdirektor und Ständiger Vertreter des Präsidenten im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Auch in der Kooperationsarbeit von GOVET spielen Berufsbildungsforschung und Datenreporting eine wichtige Rolle. Hervorzuheben ist beispielsweise die seit 2020 stattfindende enge Begleitung der ersten ghanaischen Berufsbildungsberichte im Zuge der BMBF-geförderten Berufsbildungszusammenarbeit zwischen Ghana und Deutschland.

Mehr Informationen zu zentralen Strukturen, Akteuren und Zielen der institutionalisierten Berufsbildungsforschung finden Sie auch in der neuen GOVET-Präsentation „Institutionalisierte Berufsbildungsforschung“ Die Präsentation steht im Powerpoint- oder PDF-Format auf Deutsch, Englisch, Spanisch oder Französisch zum Download bereit.

zur GOVET-Präsentation „Institutionalisierte Berufsbildungsforschung“