BP:
 

Brasilien

Brasilien

Berufsbildungszusammenarbeit mit Deutschland

Rahmen:

  • Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit in der beruflichen Bildung (BMZ)


Zeitraum:

  • Laufende Zusammenarbeit besteht seit 2012
  • Im November 2023 wurde die Zusammenarbeit verlängert.


Bedarf nach Berufsbildungszusammenarbeit:

  • Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften, darunter Techniker und Produktionsfachkräfte, im gewerblich-technischen Bereich
  • Mangel an Fachkräften in grünen Berufen: Der Ausbau von Wind-, Solarenergie und Energieeffizienz in Brasilien steht vor einem großen Aufschwung. Die dadurch aufkommende Nachfrage nach ausreichend qualifizierten Fachkräften kann bisher nicht gedeckt werden. Grund: Im beruflichen (Aus-) Bildungssystem sind die notwendigen Berufsbildungsangebote bisher nicht verankert. Es existieren bisher nur punktuelle und regional begrenzte Maßnahmen unterschiedlicher Akteure. Die entstehenden Fachkräfteengpässe konterkarieren die Implementierungsdynamik für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz in Brasilien.
  • Hohe Jugendarbeitslosigkeit
  • Immer noch große soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten trotz Reduzierung der Armut
  • Ziel des von der Industrie getragenen Berufsbildungsanbieters SENAI ist es, duale Berufsbildungsstrukturen pilothaft in ausgewählten Regionen einzuführen

Bundesressorts

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Ziele der Zusammenarbeit:

  • Die Grundlagen für eine bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung von Fachkräften für den Ausbau erneuerbarer Energien und Energieeffizienz in Brasilien sind geschaffen. (Technische Zusammenarbeit)
  • Im Rahmen der deutsch-brasilianischen Zusammenarbeit werden angesichts der Leistungsfähigkeit des Landes neben technischer Beratung und finanziellen Zuschüssen für brasilianische Programme und Fonds vor allem zinsverbilligte Darlehen für entwicklungsfördernde Maßnahmen vereinbart.


Lokale Partner:

  • Ministério de Educação (MEC)
  • Serviço Nacional de Aprendizagem Industrial (SENAI)
  • Centro Paula Souza
  • Institutos Federais de Educação, Ciência e Tecnologia.


Grundlagen der Zusammenarbeit:

  • Rahmenabkommen für Technische Zusammenarbeit
  • Regierungsverhandlungen


Aufträge an folgende Durchführungsorganisationen (Vorhaben siehe unten):

  • Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
  • Sequa gGmbH

Durchführungsorganisationen und regierungsnahe Einrichtungen

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Kooperationsabkommen zwischen dem BIBB und Serviço Nacional de Aprendizagem Industrial (SENAI)

  • Seit 1998


Ziele der Zusammenarbeit:

  • Die Qualität der beruflichen Aus- und Fortbildung in ausgewählten Berufen in Brasilien ist dem Bedarf der Unternehmen entsprechend weiterentwickelt. Damit soll ein nachhaltiger Beitrag zur Reform der brasilianischen Berufsausbildung geleistet werden.


Lokale Partner:

  • Serviço Nacional de Aprendizagem Industrial

Zur Informationsseite der Kooperation zwischen BIBB und SENAI

 

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Vorhaben: Berufliche Bildung für grüne Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigung

  • Im Auftrag des BMZ
  • Zeitraum: 2021 – 2024


Ziele der Zusammenarbeit:

  • Beschäftigungsperspektiven von Absolvent*innen der beruflichen Aus- und Weiterbildung sind verbessert. Dies trägt zu grüner Wirtschaftsentwicklung bei Erneuerbaren Energien, Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie sowie zur Digitalisierung der Wirtschaft bei.


Lokale Partner:

  • Ministerium für Bildung (MEC)


Maßnahmen:

  • Beratung von Bildungsministerium (MEC), Arbeitsministerium (MTP), nationalem Dienstleister für die industrielle Aus- und Weiterbildung (SENAI) und dem Bundesnetzwerk für berufliche, wissenschaftliche und technologische Bildung (IF) zur Entwicklung von bedarfsorientierten Aus- und Weiterbildungsangeboten in grünen Wirtschaftsbereichen.
  • In Kooperation mit Unternehmensverbänden werden moderne Aus- und Weiterbildungsgänge eingeführt.
  • Förderung von Dialogformaten und fachlich-technische Analysen, um internationale Erfahrungen einzubeziehen.
  • In den Bereichen Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie arbeitet das Vorhaben mit dem Unternehmen GOPA Worldwide Consultants zusammen.

Zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank

Zum Projekt bei der GIZ

 

Vorhaben 2: Energiesysteme der Zukunft für Brasilien (ESZ)

  • Im Auftrag des BMZ
  • Zeitraum: 2015 – 2025


Ziele der Zusammenarbeit:

  • Die Bedingungen für die systematische Integration von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz in das brasilianische Energiesystem sind verbessert.


Lokale Partner:

  • Ministerium für Bergbau und Energie (MME)


Maßnahmen:

  • Zusammenarbeit mit beruflichen Bildungseinrichtungen und Universitäten, um Aus- und Fortbildungsprogramme (weiter-) zu entwickeln. Dadurch werden die bisher nur punktuellen Angebote für Berufe im Wind-, Solar- und Energieeffizienzbereich erweitert. Das Projekt fördert dabei die Bildung von nationalen Netzwerken unter Beteiligung von Lehrkräften, Wissenschaftler*innen und Wirtschaftsvertreter*innen.
  • Im Zeitraum 2016 bis 2020 wurden 650 Lehrkräfte sowie rund 4.600 qualifizierte Fachkräfte geschult.
  • Das Vorhaben unterstützte SENAI dabei, zehn neue Schulungszentren für Photovoltaik einzurichten. Diese wurden mit Hilfe einer Partnerschaft mit Unternehmen ausgestattet. Das Vorhaben hat sie fachlich sowie durch Fortbildungen unterstützt.
  • Das Bildungsministerium (Ministério da Educação, MEC) hat Ende 2020 das nationale EnergIF-Programm für Berufliche Bildung und angewandte Forschung formalisiert. Dadurch wird die bisherige Arbeit in ein Regierungsprogramm aufgenommen und fortgeführt.

Zum Projekt bei der GIZ

 

Sequa gGmbH

Vorhaben:  Kammer- und Verbandspartnerschaft zwischen dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) gGmbH und Einrichtungen der verfassten Wirtschaft in Brasilien

  • Im Auftrag des BMZ
  • Zeitraum: 2021 – 2024


Ziele der Zusammenarbeit:

  • Die Beteiligung von privaten und öffentlichen Initiativen bei der Planung und Umsetzung einer nachhaltigen Tourismusentwicklung, die die lokale Wirtschaft stärkt, das Klima und die Natur schützt und auf dem Grundsatz der partizipativen und langfristigen Kooperation auf lokaler Ebene basiert, wurde gestärkt.


Lokale Partner:

  • Einrichtungen der  Wirtschaft Brasiliens


Maßnahmen:

  • Beratung und Befähigung der beteiligten Wirtschaftsverbände und Bildungsträger zu gezielter Zusammenarbeit von Wirtschaft, Kommunen und Zivilgesellschaft bei der Planung und Umsetzung einer ökologisch und sozial nachhaltigen Tourismusentwicklung.

Zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank

Zum Projekt bei sequa

Nichtregierungsorganisationen

Colégio Humboldt – Deutsche Auslandsschule in São Paulo

  • Die Berufsschule am Colégio Humboldt (Formação Profissional Dual), ehemals IFPA, bietet seit vier Jahrzehnten in Partnerschaft mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer (AHK) und dem Deutschen Generalkonsulat kaufmännische Berufsausbildungen nach dem deutschen dualen System an.
  • Die angebotenen Ausbildungsberufe sind: Industriekaufleute, Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung und Kaufleute für Digitalisierungsmanagement.
  • Die Ausbildungszeit beträgt zwei Jahre und läuft im Blocksystem mit sechs Wochen praktischer Ausbildung und abwechselnd sechs Wochen theoretischer Ausbildung.
  • Das Colégio Humboldt vermittelt die Bewerber an Partnerunternehmen, bei denen es sich meist um multinationale Unternehmen handelt.
  • Während der dualen Ausbildung besteht zudem die Möglichkeit, die Fachhochschulreife zu erwerben, mit der man an einer Hochschule in Deutschland und Europa studieren kann.

Zu mehr Informationen über Duale Berufsausbildung an der Berufsschule des Colégio Humboldt

Wirtschaft

  • United Nations Human Development Index (HDI): 2021: Der Human Development Index von Brasilien beträgt 0,754. Das entspricht dem Rang 87 von 191 Ländern (Quelle: UNDP)
  • BIP je Einwohner in US $ (GDP per capita in US $): 2019: 8.845; 2020: 6.924; 2021: 7.697; 2022: 8.918  (Quelle: Worldbank)
  • Veränderung des realen BIP zum Vorjahr (GDP growth annual): 2019: 1,2 %; 2020: -3,3 %; 2021: 5 %; 2022: 2,9 % (Quelle: Worldbank)
  • Inflationsrate (GDP deflator annual): 2019: 4,2 %; 2020: 6,5 %; 2021: 11,4 %; 2022: 8,3 % (Quelle: Worldbank)
  • Hauptbranchen (Anteil an nominaler Bruttowertschöpfung): 2020: Bergbau/Industrie 16,7 %; Handel/Gaststätten/Hotels 15,4 %; Transport/Logistik/Kommunikation 7,8 %; Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 6,5 %; Bau 4,1 %; Sonstige 49,5 % (Quelle: GTAI)
  • Top 5 Importländer (Anteil an Gesamteinfuhr): 2022: China 23,2 %; USA 18,6 %; Argentinien 4,7 %; Deutschland 4,6 %; Indien 3,3 % (Quelle: GTAI)
  • Top 5 Exportländer: (Anteil an Gesamtausfuhr): 2022: China 26,8 %; USA 11,4 %; Argentinien 4,6 %; Niederlande 3,6 %; Spanien 2,9 % (Quelle: GTAI)
  • Steigender Energiebedarf und Entwicklung alternativer Energiequellen
  • Fachkräftebedarf in neuen Berufsprofilen und „grünen“ Sektoren
  • Private Investitionen weiterhin durch bürokratische Hürden und Strukturungleichheiten gehemmt

Gesellschaft

  • Einwohnerzahl: 2022: 215 Mio. (Quelle: Worldbank)
  • Bevölkerungswachstum: 2019: 0,8 %; 2020: 0,7 %; 2021: 0,7 %; 2022: 0,5 % (Quelle: Worldbank)
  • Altersstruktur: 2023 (geschätzt): 0-14 Jahre: 19,77 %; 15-64 Jahre: 69,72 %; 65 Jahre und älter: 10,51 % (Quelle: World Fact Book)
  • Alphabetisierungsrate (15 Jahre und älter): 2022: 95 % (Quelle: Worldbank)
  • Arbeitslosenquote: 2021: 13,2 %, 2022: 9,2 % (Quelle: Ilostat)
  • Jugendarbeitslosenquote: 2021: 28,3 %, 2022: 20,7% (Quelle: Ilostat) 
  • Jugendliche, die sich nicht in nicht in Arbeit, Schul- oder Berufsausbildung befinden (NEET): 2021: 23,4 %; 2022: 21 % (Quelle: Ilostat)
  • Große regionale und soziale Ungleichheiten

 

Staat

Folgende Institutionen hauptsächlich für Berufsbildung zuständig:

  • Bildungsministerium (“Ministerio de Educacao”) – Abteilung für Berufsbildung und Technologie
  • Nationaler Bildungsrat ("Conselho Nacional de Educação")
  • Bildungsrat jedes einzelnen Bundeslands (für die Überwachung der Grund-, Sekundar-, und Berufsschulen zuständig)
  • Nationaler Bildungsdienstleister der Industrie („Serviço Nacional de Aprendizagem Industrial (SENAI)“)
  • Institutos Federais de Educação, Ciência e Tecnologia

Berufsbildungssystem

  • Die Berufsausbildung in Brasilien erfolgt entweder auf dem Weg eines Besuches von technischen Schulen (Escola Técnica) bzw. privaten Colleges (Colégios) oder über den Besuch von Ausbildungszentren und Betrieb.
  • Die meisten aus Deutschland bekannten Ausbildungsberufe werden in Brasilien jedoch an Hochschulen angeboten


Nach Abschluss des allgemeinen Schulsystems (9. Klasse) bestehen in Brasilien folgende Wahlmöglichkeiten in der Berufsbildung:

  • 3 bis 4-jährige Technische Kurse (ISCED 3). Der Abschluss berechtigt zum Besuch von Berufsausbildungen im tertiären Bereich.
  • An die Ausbildung der oberen Sekundarstufe anschließende einjährige Kurse zum weiterführenden Berufsausbildungsdiplom (ISCED 4). Der Abschluss berechtigt zum Besuch von Berufsausbildungen im tertiären Bereich.
  • Auch ohne Abschluss der allgemeinen Grundbildung für Arbeitnehmer mir geringer Grundbildung: Grundlegende Berufsbildung. Die Dauer variiert von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren, Abschluss Techniker einfachen Grades, ermöglicht Übergang zu den anderen Berufsbildungsmöglichkeiten
  • 3-jährige allgemeine Sekundarstufe, Hochschulzugangsberechtigung
  • Eintritt in den Arbeitsmarkt als ungelernte Kraft
  • Mit den nötigen Zugangsberechtigungen: 2 bis 5-jährige Berufsbildende Studiengänge (Technischer Bachelor, Professioneller Master, Promotion) im tertiären Bereich (ISCED 5-8)


Herausforderungen für die Berufsbildung:

  • Die Rate der Ausbildungsabbrüche ist hoch
  • Beteiligung von Unternehmen an der Umsetzung der Berufsausbildung stärken
  • Zertifizierung und Akkreditierung: Berufsbildungsstandards um Qualität der Abschlüsse zu gewährleisten
  • Qualifizierung in neuen Berufen, z.B. Monteure und Wartungspersonal in neuen grünen Technologien
  • Multiplikatorenausbildung für die grüne Wirtschaft
  • Lehrkräfte in den neuen Berufsfeldern fortbilden
  • Entwicklung von Aus- und Fortbildungsstandards sowie von Unterrichtsmaterial für neue Berufsfelder


Quellen:

  • Unesco Unevoc. 2018. TVET Country Profile. Brazil.
  • International Labour Organization. 2018. Skills for Green Jobs in Brazil.
  • iMove. 2010. Marktstudie Brasilien

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Freitag, 4. August 2023

Kosten-Nutzen-Analyse: Lohnt sich duale Berufsbildung?

Eine duale Ausbildung verursacht Kosten. Wer kommt für diese auf und wie sieht die Kosten-Nutzen-Bilanz für Unternehmen aus? GOVET diskutierte diese Fragen mit einer Delegation der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Süd- und Nordamerika.

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Dienstag, 15. Oktober 2019

Brasilien: Vizebildungsminister zu Gast in Deutschland

Der stellvertretende Bildungsminister Brasiliens, Antônio Paulo Vogel besuchte am 4. Oktober 2019 das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Rahmen einer Studienreise zum Thema Transformationen in der Bildung und dem Energiesektor. GOVET und BIBB informierten zur dualen Berufsausbildung

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