Dänemark

Berufsbildungszusammenarbeit mit Deutschland
Mit Dänemark besteht seit 2002 („Kopenhagen-Prozess“) eine enge Berufsbildungszusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union (EU). Bei der Ausgestaltung des „Europäischen Bildungsraums“ bildet die berufliche Aus- und Weiterbildung einen Schwerpunktbereich für den Zeitraum 2021-2030.
- Am 1. Juli 2020 veröffentlichte die Europäische Kommission die Europäische Kompetenzagenda für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz.
Zur Seite der Europäischen Kommission zur Europäischen Kompetenzagenda
- Im November 2020 wurden zwei europäische berufsbildungspolitische Initiativen formuliert: Der Rat der Europäischen Union nahm unter deutscher Ratspräsidentschaft die „Empfehlung zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz“ an, und die für berufliche Bildung verantwortlichen Minister*innen der EU-Mitgliedsstaaten, EU-Beitrittskandidaten und EWR-Staaten veröffentlichten die „Osnabrücker Erklärung zur beruflichen Bildung als Motor für den Wiederaufbau und den gerechten Übergang zu einer digitalen und ökologischen Wirtschaft“.
Zum Bericht auf der BIBB-Homepage
- Der Umsetzung des strategischen Rahmens des Europäischen Bildungsraums und der genannten Referenzdokumente dienen mehrere Ständige Arbeitsgruppen, darunter die Arbeitsgruppe „Berufliche Bildung und grüner Wandel“.
- Das EU Programm Erasmus+ für Bildung, Jugend und Sport konzentriert sich im Bereich der Berufsbildung aktuell (2021-2027) vor allem auf die Themen der Lernmobilität und Partnerschaften für europäische Berufsbildungszusammenarbeit.
Zu Erasmus+ Berufsbildung der Nationalen Agentur beim BIBB
Bedarf nach Berufsbildungszusammenarbeit:
- Entsprechende Anpassungen der Berufsbildung an Herausforderungen wie die Globalisierung, die steigende Bevölkerungsmobilität, der technologische Fortschritt, die sich verändernde Demographie (alternde Bevölkerung) und den damit verbundenen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt.
Bundesressorts
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
- Es gibt bisher keine bilaterale Kooperation in der beruflichen Bildung des BMBF mit Dänemark. Im Rahmen europäischer Projekte bestand jedoch ein Austausch zur Berufsbildungszusammenarbeit.
Durchführungsorganisationen und ressortnahe Institutionen
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Vorhaben:
- Erasmus Plus Projekt „Policy learning and support to promoting apprenticeship systems and VET policy experimentation under the European Alliance for Apprenticeship”, im Auftrag des BMBF
Zeitraum: 2014-2016
Ziele der Zusammenarbeit:
Beantwortung von Fragen wie:
- Wie sind die Berufsbildungssysteme in den Ländern mit vorwiegend dualer Ausbildung gestaltet?
- Welche Verantwortung und Rolle übernehmen die unterschiedlichen Akteure?
- Wie werden Attraktivität und Exzellenz der dualen Ausbildung in diesen Systemen gewährleistet?
Maßnahmen:
- Geleitet durch den Ansatz des Peer-to-Peer Learning haben sich unter dänischer Federführung die national für die duale Berufsausbildung zuständigen Behörden von Deutschland, Dänemark, Luxemburg, Österreich und der Schweiz zusammengeschlossen.
- Das BIBB war unter der Leitung des BMBF beteiligt.
Wirtschaft
- BIP je Einwohner in US $ (GDP per capita in US $): 2019: 59776; 2020: 61063 (Quelle: Worldbank)
- Veränderung des realen BIP zum Vorjahr: 2019: 2,115 %; 2020: -2,062 % (Quelle: Worldbank)
- Erwarteter Wirtschaftswachstum BIP: bis 2023 1,7 % (Quelle OECD)
- Inflationsrate: 2019: 0,742 %; 2020: 2,613 % (Quelle: Worldbank)
- Hauptbranchen (Anteil an nominaler Bruttowertschöpfung): 2019: Bergbau/Industrie 18,2 %; Handel/Gaststätten/Hotels 14,8 %; Transport/Logistik/Kommunikation 9,5 %; Bau 6,0 %; Land-/Forst- /Fischereiwirtschaft 1,5 %; Sonstige 49,9 % (Quelle: GTAI)
- Top 5 Importländer: 2020: Deutschland 21,9 %; Schweden: 12,6 %; Niederlande: 8,5 %; China: 7,8 %; Polen 4,5 % (Quelle: GTAI)
- Top 5 Exportländer: 2020: Deutschland 12,6 %; Schweden 8,7 %; Niederlande 5,8 %; Norwegen 5,7 %; Vereinigtes Königreich 4,6 % (Quelle: GTAI)
Gesellschaft
- Einwohnerzahl: 2020: 5,8 Mio. (Quelle: OECD)
- Bevölkerungswachstum: 2020: 0,2 % (Quelle: OECD)
- Altersstruktur: 2020: 0-14 Jahre: 16,42 %; 15-24 Jahre: 12,33 %; 25-54 Jahre: 38,71 % ; 55-64 Jahre: 12,63 % ; 65 Jahre und älter: 19,91 % (Quelle: World Fact Book)
- Arbeitslosenquote: 2020: 5,6 % (Quelle: ilostat)
- Jugendarbeitslosenquote: 2020: 11,6 % (Quelle: ilostat)
- Jugendliche, die sich nicht in nicht in Arbeit, Schul- oder Berufsausbildung befinden (NEET): 2020: 7,4 % (Quelle: Ilostat)
Staat
- Die Zuständigkeit für die Berufsbildung liegt beim dänischen Bildungsministerium.
Berufsbildungssystem
- Die berufliche Aus- und Weiterbildung (VET) spielt eine Schlüsselrolle in der dänischen Strategie für lebenslanges Lernen und bei der Bewältigung der Herausforderungen der Globalisierung und des technologischen Wandels.
- Die dänische allgemeine und berufliche Bildung bietet Qualifikationen auf allen Ebenen, von der Pflichtschule bis zum Doktortitel, und ein paralleles System der Erwachsenenbildung und der beruflichen Fortbildung (CVT). Die beiden Systeme bieten gleichwertige Qualifikationen auf verschiedenen Ebenen an, was eine horizontale Durchlässigkeit ermöglicht.
- Die berufliche Erstausbildung (106 Programme) ist in vier große Zugangswege gegliedert: Pflege, Gesundheit und Pädagogik; Büro, Handel und Unternehmensdienstleistungen; Lebensmittel, Landwirtschaft und 'Erlebnisse' (ein Oberbegriff für Tourismus und Freizeit) sowie Technik, Bau und Verkehr.
- Die Programme sind nach dem dualen Prinzip organisiert. Eine typische berufliche Erstausbildung (EUD) dauert dreieinhalb Jahre. Das Verhältnis zwischen betrieblicher und schulischer Ausbildung beträgt 2:1. Es gibt allerdings erhebliche Unterschiede zwischen den Programmen.
- Berufsbildende Schulen und Sozialpartner sind gemeinsam für die Entwicklung von Lehrplänen verantwortlich, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen des lokalen Arbeitsmarktes entsprechen. Die Qualifikationen auf dieser Ebene ermöglichen den Zugang zu relevanten Bereichen in akademischen Programmen (KVU) und Bachelor-Studiengängen auf tertiärer Ebene.
- Alternative Wege zur Erlangung von berufsbildenden Qualifikationen: die kombinierte berufliche und allgemeine Sekundarstufe II (EUX, ein akademisches Vorbereitungsprogramm), Programme der „neuen Lehre” (Ny Mesterlære) sowie die berufliche Grundausbildung (FGU) für Absolventen der Sekundarstufe I, mit einempraktischem Lernansatz.
- Die Berufsbildung für Erwachsene ab 25 Jahren (EUV) wurde als weiteres Programm eingeführt, um Geringqualifizierten einen attraktiven und zielgerichteten Weg zum Facharbeiter zu bieten.
- Das dänische Berufsbildungssystem zeichnet sich durch ein hohes Maß an Beteiligung der Interessengruppen aus. Sozialpartner, Berufsschulen, Lehrer und Lernende sind alle an der Entwicklung der Berufsbildung beteiligt, die auf der Grundlage von Konsens und gemeinsamer Verantwortung gestaltet wird. Die Interessenvertreter spielen eine Schlüsselrolle bei der Beratung des Bildungsministeriums in Bezug auf die Berufsbildungspolitik.
- Eine im Jahr 2007 eingeführte integrierte Strategie für lebenslanges Lernen verbesserte die horizontale und vertikale Durchlässigkeit sowie Beratungsdienste und bot bessere Möglichkeiten für die Anerkennung nicht-formalen Lernens und von Qualifikationen durch standardisierte Verfahren zur Validierung früherer Lernerfahrungen.
- Die öffentliche Finanzierung ist für das Berufsbildungssystem von zentraler Bedeutung, wobei die Colleges leistungsbezogene Blockzuschüsse erhalten. Lehrlingsausbildungen und die Weiterbildung von Arbeitnehmern werden nach einem Solidaritätsprinzip subventioniert, koordiniert im AUB-System (Arbejdsgivernes Uddannelses Bidrag). Innerhalb dieses Systems zahlen alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Beteiligung an der Berufsbildung, einen festen Betrag pro Arbeitnehmer in einen Fonds ein. Die Unternehmen erhalten eine Teilerstattung für die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen und für die Teilnahme der Arbeitnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen.
Herausforderungen für die Berufsbildung:
- Steigende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften
- Zunehmend heterogenere Lernendenpopulation
- Wichtige Reformen: Berufsbildungsreform (2014, Festlegung von Mindestanforderungen für Zugangsvoraussetzungen), Verschärfung der Anforderungen an Lehrkräfte in der Berufsbildung (2010, alle Lehrkräfte in der Berufsbildung müssen ein pädagogisches Diplom (60 ECTS) auf EQR-Niveau 6 besitzen), Sozialhilfe-Reform (2014, Verpflichtung zur Teilnahme an Ausbildung für Arbeitslose unter 30 Jahren, die Sozialleistungen erhalten)
- Mangel an geeigneten Ausbildungsplätzen in Unternehmen Hauptgrund für den Abbruch der Ausbildung
- Vergrößerung der Kluft zwischen dem Angebot an Ausbildungsplätzen und der Nachfrage in der Corona-Zeit
- Ziel einer Vereinbarung aus dem Jahr 2016: Schaffung von 10 000 neuen Ausbildungsplätze bis 2025
Quelle: Cedefop, BQ-Portal
Projekte in der Berufsbildungszusammenarbeit
- Policy learning and support to promoting apprenticeship systems and VET policy experimentation under the European Alliance for Apprenticeship (länderübergreifendes Projekt in Deutschland, Dänemark, Luxemburg, Österreich und in der Schweiz)
- The changing nature and role of vocational education and training (länderübergreifendes Projekt für EU-Mitgliedstaaten, Island und Norwegen)
- Digital Skills Map
Weitere Projekte finden Sie in der Datenbank Berufsbildungszusammenarbeit
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