BP:
 

Lettland

Lettland

Berufsbildungszusammenarbeit mit Deutschland

Rahmen:

  • Gemeinsame Absichtserklärung zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem lettischen Bildungsministerium, um im Berufsbildungsbereich zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen.
  • Deutsch-lettische bilaterale Arbeitsgruppe


Zeitraum:

  • Langjährige Zusammenarbeit in der Berufsbildung
  • Laufende Zusammenarbeit neu seit 2017 und aktuell geplant bis 2020
  • Eine Verlängerung für 2023 ist angestrebt


Bedarf nach Berufsbildungszusammenarbeit:

  • Wirtschaft mangelt es an gut ausgebildeten Fachkräften

Bundesressorts

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Ziele der Zusammenarbeit:

  • Die Weiterentwicklung des Lettischen Modells der Berufsausbildung ist durch den deutschen Beitrag fachlich unterstützt, so dass es nachhaltig dazu beitragen kann Jugendliche adäquat auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen.


Lokaler Partner:

  • Lettisches Ministerium für Bildung und Wissenschaft


Grundlagen der Zusammenarbeit:

  • Strategie der  Bundesregierung zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit (2019)
  • Gemeinsame bilaterale Absichtserklärung (erste Absichtserklärung: 2013; aktuelle Absichtserklärung: 2017)
  • Bilaterale Arbeitsgruppe (seit 2014)
  • Auftrag an folgende regierungsnahe Einrichtungen (seit 2013): GOVET/BIBB
  • Förderrichtlinie des BMBF zur „Internationalisierung der Berufsbildung“

Durchführungsorganisationen und ressortnahe Institutionen

Bundesinstitut für Berufsbildung

Ziele der Zusammenarbeit:

  • Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat eine Partnerschaft mit dem lettischen Nationalen Zentrum für Bildung (VISC).


Zeitraum:

  • Seit 2006 (ohne Enddatum)

Nichtregierungsorganisationen

Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen (AHK)

Die Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen (AHK) war Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis Ende September 2018 geförderten VETnet-Projekts. Das Ziel des VETnet-Projekts war es, vor Ort dauerhaft duale Berufsbildungselemente zu etablieren, welche die lokalen Berufsbildungssysteme zu einer höheren Beschäftigungswirksamkeit hin verändern. Die Handelskammer agiert dabei als lokale Anlaufstelle für an dualer Berufsausbildung interessierte Unternehmen und Auszubildende. Die Schwerpunkte in der ersten Phase des VETnet-Projekts waren die Netzwerkbildung, um alle für eine Ausbildung mit dualen Elementen wichtigen Stakeholder zusammenzubringen, sowie der Start des Pilot-Ausbildungsganges zum Speditionsmitarbeiter/zur Speditionsmitarbeiterin. In der zweiten Projektphase wurde das Augenmerk auf Image- und Marketing-Aktivitäten gelegt und die Entwicklung einer Ausbildung im Verbund unterstützt.

Zum Projekt

Link zur AHK Berufsbildungseite mit Informationen zum Projekt

Wirtschaft

  • United Nations Human Development Index (HDI): 2021: Der Human Development Index von Lettland beträgt 0,863. Das entspricht dem Rang 39 von 191 Ländern (Quelle: UNDP)
  • Bruttoinlandsprodukt (BIP)/ Kopf (nominal): 15.263 Euro (2018); 17.360 (2021), 22.209 (2023) (Quelle: gtai.de, 2022)
  • Wirtschaftswachstum (Bruttoinlandsprodukt, Veränderung in %, real): 4,8 (2018); aktuelle Prognosen gehen von einem Wachstum von 3,1 in 2019 und 2,8 in 2020 aus (Vergleich Deutschland: 1,4 (2018) und 0,5 (2019) bzw. 1,5 (2020)
  • Bruttowertschöpfung (2020): Handel/Gaststätten/Hotels 15,8 %; Bergbau/Industrie 15,4 %; Transport/Logistik/Kommunikation 13,0 %; Bau 7,0 %; Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 4,6 %; Sonstige 44,2 % (Quelle: GTAI)
  • Warenexport: Holzprodukte, Mineralische Brennstoffe, Elektronische Erzeugnisse, Maschinen/Anlagentechnik, Getreide
  • Handelspartner:
    Export 2022 – Litauen, Estland, UK, Deutschland;
    Import 2022 – Litauen, Deutschland, Polen, Russland
  • Inflationsrate 2022: 17,2 %, 2023: 8,3 %
  • Großprojekte:
    - Rail Baltica
    - „Elwind“ Offshore Windpark mit Estland
    - Onshore-Windpark „Latvijas veja parki" (GTAI.de, 2022)

Gesellschaft

  • Durchschnittslohn (Euro, brutto): Der lettische Durchschnittslohn liegt im Jahr 2023 bei 1.443 Euro (Vergleich Deutschland: 3.199 Euro (2023); (GTAI:de, destatis.de)
  • Arbeitslosenquote: 6,4% (2022); 6.7 % (2023) (ahk-balt.org)
  • Jugendarbeitslosenquote: mit 10,7 % (2019), 13,2 % (2022) (ILOSTAT)
  • Jugendliche, die sich nicht in nicht in Arbeit, Schul- oder Berufsausbildung befinden (NEET): 2021: ca. 12 % (Quelle: Eurostat)
  • Erwerbspersonen (15-64 Jahre von 1,9 Mio. Einwohner/innen) 0,9 Mio. (Eurostat: 2021)
  • Mobiltelefonanschlüsse: 2020: 1088 pro 1000 Einwohner/innen
  • Internetnutzung 2020: 889 pro 1000 Einwohner/innen
  • Korruptionsindex 2022: 39 von 180 Staaten (Quelle: transparency.org, 2023)
  • Insgesamt 54 Berufsschulen mit rund 2359 Lehrkräften (2022, stat.gov.lv)

 

Staat

Regierung will:

  • das lettische Berufsbildungssystem weiterentwickeln
  • die Attraktivität der Berufsbildung steigern
  • die berufliche Bildung stärker an die Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen
  • die Jugendbeschäftigung und das lebenslange Lernen fördern
  • Brain-Drain entgegenwirken

 

Folgende Ministerien und Institutionen sind hauptsächlich für Berufsbildung zuständig:

  • Ministerium für Bildung und Wissenschaft

Berufsbildungssystem

  • Die grundsätzliche Verantwortung für das lettische Berufsbildungssystem liegt beim Ministerium für Bildung und Wissenschaft (IZM). Das Bildungssystem ist zentralstaatlich organisiert. Berufsbildung liegt bei der Zertifizierungsstelle für Berufsinhalte (VISC), die für die Entwicklung von Rahmenregelungen für die Berufsbildung, Akkreditierung von Bildungsanbietern usw. zuständig ist
  • Die berufliche Erstausbildung sowie die beruflichen post-sekundären Bildungsgänge finden überwiegend vollzeitschulisch statt, ergänzt durch praxisbezogene Lernphasen an den Schulen oder in Unternehmen, die als ‚work-based learning‘ bezeichnet werden. Verordnung des Ministerkabinetts Nr. 484, vom 2016. Juli 15 in Riga (Prot. Nr. 36§ 42) Verfahren für die Organisation und Durchführung von Lernen am Arbeitsplatz, Ausgestellt gemäß § 7 Abs. 15 Berufsbildungsgesetz

§7 Berufsbildungsgesetz
Absatz 15


Die lettische Berufsbildung ist in drei Bereiche unterteilt: berufliche Grundbildung, mittlere Berufsbildung und höhere Berufsbildung.

  • Die Programme im Bereich der beruflichen Grundbildung stehen allen Jugendlichen ab 15 Jahren offen, unabhängig vom Bildungsstand. Die ein- bis dreijährigen Ausbildungsgänge werden mit einem Zertifikat der beruflichen Grundbildung abgeschlossen und befähigen zu Hilfstätigkeiten und der Ausführung grundlegender Aufgaben in einem bestimmten Beruf (z.B. Küchenhilfe).
  • Die ein- bis vierjährigen Programme der mittleren Berufsbildung werden mit einem Zertifikat der Berufsbildung abgeschlossen und berechtigen zur unabhängigen Ausübung eines Berufes (z.B. Bäcker/in, Friseur/in, Zimmerer/in). Diese Abschlüsse berechtigen zum direkten Übergang in den Arbeitsmarkt, nicht jedoch in allen Fällen zum direkten Übergang in den postsekundären und tertiären Bildungsbereich.
  • Die dreijährigen Programme der mittleren Berufsbildung können durch ein einjähriges, allgemeinbildendes Programm ergänzt werden. Durch Abschluss dieses Zusatzjahres wird die Hochschulzugangsberechtigung erlangt.
  • Die vierjährigen Programme der mittleren beruflichen Bildung werden mit einem Diplom der beruflichen Sekundarbildung abgeschlossen und befähigen zur unabhängigen Ausübung eines Berufs mit verschiedenen Verantwortlichkeiten (z.B. Automechaniker, Techniker). Darüber hinaus legen die Schülerinnen und Schüler der vierjährigen Programme vier zentralstaatliche Prüfungen ab. Die Prüfungen werden mit dem Zertifikat der allgemeinen Sekundarbildung abgeschlossen und berechtigen zum Übergang in den postsekundären Bereich der höheren Berufsbildung sowie in den Hochschulbereich.
  • Die höhere Berufsbildung bietet Programme zwischen zwei und sechs Jahren an, die beispielsweise mit einem Fach-Bachelor oder Fach-Master abschließen.


Im handwerklichen Bereich existiert in geringem Maße ein Lehrlingssystem. Das System existiert abgetrennt vom restlichen Bildungsbereich und ist nicht in den lettischen Qualifikationsrahmen eingebunden.

  • Das Handwerksgesetz von 1993 regelt die organisatorische Grundlage für das Handwerk, die Bestimmungen hinsichtlich der Lehrlingsausbildung und den Prozess der Handwerksprüfung. Die Organisation, die am stärksten in dieses System eingebunden ist, ist die lettische Handwerkskammer.
  • Das System wird durch ein Ausbildungsprogramm sowie durch Gesellen- und Meisterprüfungen implementiert. Die Programme beinhalten sowohl schulisches als auch betriebliches Lernen. Die Ausbildungsprogramme werden von den jeweiligen handwerklichen Berufsverbänden entwickelt und durch den Rat der Handwerkskammern verabschiedet. Die Ausbildungsdauer variiert je nach Berufsverband. Auszubildende werden unabhängig von ihrer Vorbildung ab einem Alter von 16 Jahren als Lehrlinge zugelassen. Um zur Gesellenprüfung zugelassen zu werden, muss der Lehrling einen Kurs zur Geschichte des Handwerks besuchen. Die Meisterprüfung setzt eine achtjährige Arbeitserfahrung und einen zweimonatigen theoretischen Kurs voraus. Sowohl die Kandidaten für die Gesellen- als auch für die Meisterprüfung müssen Mitglied der Handwerkskammer sein.
  • Unterstützung bei der Entwicklung von praxisorientierter Berufsbildung durch das BMBF


Work-based Learning:

  • Im Jahr 2012 startete des lettische Bildungsministerium Pilotprojekte im Work-based Learning (WBL) mit 6 Berufsschulen (Kompetenzzentren) in Lettland. Fast zeitgleich (2013) wurde das erste MoU zwischen Deutschland und Lettland im Bereich der beruflichen Bildung unterzeichnet, worauf das VETnet-Projekt Ende 2013/Anfang 2014 als unterstützende Maßnahme an der AHK in Lettland begann. Bis 2019 wurden zwei Ausbildungsgänge für SpeditionsmitarbeiterInnen in Riga und in Liepaja sowie ein Ausbildungsgang für Maschinen- und Anlagenführer entwickelt und erprobt, die bis heute durch die Schulen ohne weitere AHK-Unterstützung etabliert sind.
  • Seit 2017 setzt der Arbeitgeberverband (LDDK) ein ESF-finanziertes Projekt zur Unterstützung des WBL um – Summe: 20,5 Mill. Euro https://lddk.lv/atbalsts-biznesam/partneriba-un-lidzdaliba-es-projektos/darba-vide-balstitas-macibas/
  • An diesem Projekt sind seit 2017 37 Berufsschulen (EQF 3-5), 2.755 Unternehmen und 2.410 Azubis involviert (Stand: 2021). Das Projekt läuft noch bis 2023.
  • Im WBL gibt es eine drei- bzw. vierjährige Ausbildung für Schüler und Schülerinnen im Alter von 15-18 Jahren; bei Schüler*innen im Alter von 18 bis 24 Jahren wird durch den Wegfall der allgemeinbildenden Fächer eine Ausbildungszeit von 1,5 bis 2 Jahren erreicht. Ca. 10 % aller Auszubildenden (mit Schüler/innenstatus) nehmen auf Freiwilligenbasis am WBL teil. Eine Vergütung ist verpflichtend. Bei Teilnahme der Unternehmen am ESF-Programm des LDDK erhalten die Unternehmen eine Pauschale von 270 Euro pro Azubi, die entweder für die Auszubildendenvergütung oder für die Bezahlung der AusbilderInnen eingesetzt werden kann. Ohne Teilnahme am ESF-Programm kann das Unternehmen staatliche Unterstützung erhalten. Der Praxisanteil in den Unternehmen darf 25 % nicht unterschreiten und kann bis zu 70 % (insbesondere in der Altersgruppe über 18) betragen. WBL der Stufe EQF 4 führt zur Möglichkeit der höheren Berufsbildung. Die am WBL teilnehmenden Unternehmen werden von den Berufsschulen ausgewählt.



Seit 2015 sind die Branchenexpertenräte gesetzlich verankert, welche in der Pilotphase gegründet wurden und vor allen Dingen als tripartite Beratungsgremien in der Festlegung von Berufsstandards, der Curricula-Entwicklung sowie Prüfungen tätig waren/sind. Mitglieder sind Vertreter von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften, Ministerien (Bildungs-, Wirtschafts- und Sozialministerium), sowie andere Fachministerien und die staatliche Arbeitsagentur. (Quelle, AHK Baltikum, DLR)

 

Herausforderungen für die Berufsbildung

  • Berufsbildungssystem an die Bedarfe des Arbeitsmarktes anzupassen
  • Image der Berufsbildung zu verbessern
  • Brain-Drain entgegenwirken
  • Einführung Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung
  • Fortbildung Lehrkräfte

 

Projekte in der Berufsbildungs­zusammenarbeit

Bildung

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Wirtschaft

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Allgemeine Informationen

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Nachrichten/Artikel/Studien

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Deutsches Engagement/Kooperationen

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Berufsbildung

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Freitag, 6. Oktober 2023

Deutschland und Lettland führen die erfolgreiche Zusammenarbeit in der Berufsbildung fort

Deutschland und Lettland haben ihre Gemeinsame Absichtserklärung in der Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung verlängert.

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Freitag, 11. August 2023

Neue Förderaufrufe im Rahmen von CooperationVET

Im Rahmen von CooperationVET hat das BMBF zwei weitere Förderaufrufe zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit veröffentlicht. Dieses Mal werden Skizzen für Projekte mit Indien und Lettland gesucht.

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Donnerstag, 7. November 2019
Dritte Peer Learning Plattform in Riga