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Deutsche und italienische Berufsbildung im Austausch auf der didacta Italia 2019

Einen erfolgreichen Beitrag zur deutsch-italienischen Berufsbildungskooperation leistete der Partnerstand unter der Federführung von GOVET auf der didacta Italia 2019 in Florenz. Neben Informationen zur dualen Ausbildung waren Berufsorientierung und Ausbildungspartnerschaften zentrale Themen der Workshops am Stand, der im Auftrag des BMBF bereits zum zweiten Mal vertreten war.

Deutsche und italienische Berufsbildung im Austausch auf der didacta Italia 2019
Partner am Stand und in der bilateralen Kooperation: GOVET, Dual Concept der AHK Italien, das Goethe-Institut Italien, Unions4VET und Vertreterinnen und Vertreter des italienischen Bildungsministeriums (MIUR) und des Arbeitsministeriums (ANPAL/ANPAL Servizi )

In direkter Nachbarschaft zum italienischen Bildungsministerium (MIUR) informierten, diskutierten und netzwerkten GOVET, die AHK Italien, das Goethe-Institut Italien und das Gewerkschaftsprojekt Unions4VET  zur deutschen Berufsausbildung und bilateralen Projekten. Bei der Eröffnungszeremonie betonte der neue italienische Bildungsminister Lorenzo Fioramonti die enorme Wichtigkeit des Bildungsbereichs für die Zukunft Italiens und Europas. Dabei fand auch die zentrale Rolle des Übergangs von Schule zum Beruf und das Ausbildungssystem nach deutschem Vorbild hohe Beachtung. Italien schenkte der dritten didacta in Florenz eine beachtliche Aufmerksamkeit und nutzte die Plattform als nationalen Bildungsgipfel mit großem Deutschland-Bezug im bildungspolitischen Hintergrund.

Italiens Wirtschaft trifft Bildung bei der edubiz

Italiens Bildungsminister Lorenzo Fioramonti eröffnet die didacta Italia 2019

Erstmalig wurden auf der didacta Italia in diesem Jahr auch gezielt Klein- und Mittelständische Unternehmen mit einem eigenen Veranstaltungsformat adressiert. Hochrangige Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Institutionen und Unternehmen berichteten vor dem Hintergrund des Digitalisierungsdiskurses über ihre Erfahrungen und Aktivitäten zur Fachkräftesicherung. Sara-Julia Blöchle, bei GOVET verantwortlich für die BMBF-Kooperation mit Italien, stellte die aktuellen Entwicklungen im deutschen Berufsbildungssystem und neueste Erkenntnisse aus den Forschungsaktivitäten des BIBB zur Digitalisierung vor.

Schwerpunkt Mobilität: Workshop zu deutsch-italienischen Berufsschulpartnerschaften

Mit einem lebendigen und erkenntnisreichen Austausch-Workshop zu deutsch-italienischen Berufsschulpartnerschaften setzte GOVET auch in diesem Jahr einen wichtigen Schwerpunkt für die Berufsbildungskooperation der beiden Länder. Vertreterinnen und Vertreter italienischer und deutscher Partnerschulen, die sich vor einigen Jahren über eine Schulpartnerbörse des Goethe-Instituts Italien kennengelernt hatten, berichteten von bereichernden Erfahrungen, operativen Herausforderungen und gemeinsamen Problemlösungen hinsichtlich der Beantragung, Durchführung und Passung im Rahmen ihrer Austauscherfahrungen.

Reger Erfahrungsaustausch beim Workshop zu deutsch-italienischen Berufsschulpartnerschaften

Wie die Erfahrungen der deutsch-italienischen Partnerschaften zeigen, bestehen nach wie vor große Unterschiede in der beruflichen Qualifizierung junger Menschen. In Italien werden aktuell nur etwa 1% der Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines berufsqualifizierenden dualen Ausbildungsmodells ausgebildet. Berufsschulpartnerschaften mit Deutschland bestehen daher zumeist (noch) mit vollzeitschulisch ausbildenden italienischen Sekundarschulen. Diese unterrichten überwiegend allgemeinbildende Fächer, die zum Abitur führen und über keine festen Ausbildungspartnerschaften mit Unternehmen verfügen. In der Praxis müssen italienischen Unternehmern meist erst Ängste genommen werden, die deutschen Auszubildenden aufzunehmen und „echte“ Facharbeiten von ihnen ausführen zu lassen. Umgekehrt ist es aber auch in Deutschland nicht leicht, Ausbildungsbetriebe zu überzeugen, für einen bestimmten Zeitraum Schülerinnen und Schüler aus Italien hospitieren zu lassen. Das Friedrich-List-Berufskolleg in Hamm hat für diese Herausforderung eine überzeugende Lösung gefunden, indem den Auszubildenden ein Stück Mitgestaltung am gemeinsamen Arbeiten im Betrieb übertragen wird.

Wir schlagen den Ausbildungsbetrieben vor, ihre deutschen Azubis als Mentoren für die italienischen Austausch-Schüler einzusetzen und seitdem klappt das super.

Markus Silitto, Beauftragter für Erasmus+ am Friedrich-List-Berufskolleg Hamm

Weiter konkretisiert Markus Silitto: „So nehmen sie ihren Ausbildungsbetrieben nicht nur Aufwand ab, sondern sie erwerben gleichzeitig wichtige Grundkompetenzen für ihre berufliche Zukunft: Planen, Organisieren, Verantwortung übernehmen, die berufliche Praxis auch auf Englisch erklären, interkulturelle Kompetenzen und vieles mehr!“. Orientiert an den eingebrachten Erfahrungen ist eine zentrale Zukunftsaufgabe, bilateral kontinuierlich im Austausch zu bleiben und die Rahmenbedingungen in beiden Ländern weiter zu beleuchten.