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Die Zukunft gestalten: Der internationale Masterstudiengang „Berufliche Bildung und Innovation“

Der anerkannte Masterstudiengang „Berufliche Bildung und Innovation“ (M.Sc.) feierte diesen Sommer seinen ersten Absolventenjahrgang. Der für Berufstätige konzipierte Studiengang kombinierte Elemente aus Forschung, Praxis, persönliches Mentoring und Job-Shadowing, um die Zukunft der beruflichen Bildung weltweit mitzugestalten.

Internationale Lernumgebung

Der Studiengang richtete sich an Fachexpertinnen und Experten mit mindestens einem Jahr Berufserfahrung und wurde im Blended-Learning-Verfahren durchgeführt, wobei Online-Studien über ein Learning Management System mit vier einwöchigen Präsenzphasen an der TU München kombiniert wurden. Die erste Absolventengruppe spiegelte die globale Ausrichtung wider: Führungskräfte von Berufsbildungsorganisationen, Hochschulverwaltungen, politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, sowie Vertreterinnen und Vertreter der Industrie aus Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika brachten ihre unterschiedlichen Perspektiven in den Kurs ein.

Die vielfältigen Hintergründe schufen ein reichhaltiges interkulturell geprägtes Lernumfeld. In den Diskussionen wurden globale Herausforderungen der beruflichen Bildung wie ihre Attraktivität, Digitalisierungsstrategien und Modelle für die Einbindung von Arbeitgebenden erörtert.

Auch die Abschlussarbeiten der ersten Kohorte spiegelten Vielfalt und eine globale Perspektive wider und befassten sich mit einigen der wichtigsten Fragen der beruflichen Bildung von heute. Mehrere Projekte konzentrierten sich auf internationale Zusammenarbeit und Lehrplanübertragung und untersuchten Themen wie die berufliche Bildung in Palästina, die Übertragbarkeit deutscher Lehrpläne auf China und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Berufsschulen in Kroatien.

Andere untersuchten das Engagement und die Führungsrolle von Arbeitgebenden, indem sie Faktoren untersuchten, die die Beteiligung von Unternehmen am dualen Berufsbildungssystem in Kenia beeinflussen, und die Entwicklung von Führungskompetenzen in ghanaischen Berufsbildungseinrichtungen analysierten.

Auch das Thema Digitalisierung spielte eine wichtige Rolle, mit Studien zu den Abbruchquoten beim Online-Lernen in Lateinamerika, dem Einsatz adaptiver Lerntechnologien in der technischen Ausbildung und Strategien zur Integration digitaler Tools in Berufsbildungssysteme. Schließlich befassten sich eine Reihe von Abschlussarbeiten mit Strategien für den Arbeitsmarkt und die Beschäftigungsfähigkeit, darunter Programme für grüne Kompetenzen in Brasilien und Südafrika sowie sektorübergreifende Initiativen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. In allen Projekten verbanden die Studierenden Theorie und Praxis und entwickelten innovative Lösungen für Reformen in der beruflichen Bildung weiter.

Es war eine ausgewählte Gruppe von 12 jungen Fachkräften, die während des Masterstudiengangs eine besondere Zeit der tiefen Reflexion und Ideenfindung erlebten. Das Programm vertiefte ihr Fachwissen im Bereich der beruflichen Bildung und erweiterte gleichzeitig ihren Blickwinkel durch internationale Zusammenarbeit und Wissensaustausch.

Heute, als Gründerin und Direktorin des Oyska Technical Institute in Ghana, wendet Ohemaa Yaa Serwaa-Kyerewaa AwuahI diese Erkenntnisse an, um junge Menschen zu stärken und die berufliche Bildung voranzubringen. Ihr Selbstvertrauen als Führungskraft wurde durch das Programm gestärkt, und es wirkt sich weiterhin auf ihre Herangehensweise an Herausforderungen mit Neuerungen positiv aus. Das hybride Teilzeitmodell des Postgraduiertenstudiums ermöglichte es ihr und den anderen Teilnehmenden, die an der TUM erworbenen Fähigkeiten und Erkenntnisse in ihren jeweiligen Arbeitskontext zu integrieren und in realen Bildungs- und Innovationsprozessen anzuwenden.

 

 

Das Wissen, die Mentorenbetreuung und die internationalen Erfahrungen, die ich gewonnen habe, leiten mich auch heute noch in meiner Rolle als Gründerin und Direktorin des Oyska Technical Institute in Ghana, wo ich mich für die Förderung junger Menschen und die Weiterentwicklung der beruflichen Bildung engagiere.

Ohemaa Yaa Serwaa-Kyerewaa Awuah - Gründerin und Direktorin des Oyska Technical Institute in Ghana

Persönliche Mentoren Betreuung als Kernelement

Ein wesentliches Merkmal des Programms war das Konzept des Persönlichen Mentorings. Die meisten Mentorinnen und Mentoren kamen vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), wobei GOVET eine wichtige Rolle bei der Förderung des vom BMBF finanzierten Programms und der Gewinnung herausragender Expertinnen und Experten aus der internationalen Zusammenarbeit und Forschung spielte. Darüber hinaus trugen Kernpartnerinnen und Partner des deutschen dualen Systems wie Berufsschulen, Unternehmen und Ausbildungsanbieter wesentlich zur Mentoren Gruppe bei.

Für die Mentees war dies eine Chance, ihr Fachwissen zu erweitern und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Coaches gaben ihnen Anleitung, regten zum Nachdenken an und unterstützten die Studierenden während des gesamten Kurses. Im Gegenzug profitierten sie vom inspirierenden Austausch mit den jungen Experten und deren Perspektiven auf die Gegenwart und Zukunft der beruflichen Bildung.

Linda Al Azzeh, eine Absolventin aus Palästina, empfand den persönlichen Austausch, das Coaching-Programm und das Job-Shadowing als besonders vorteilhaft für beide Seiten:

 

Die Mentoring-Struktur des Programms bot auch wertvolle Gelegenheiten zur Reflexion und persönlichen Weiterentwicklung. Durch diese Erfahrung habe ich meine Führungs-, Forschungs- und Change-Management-Fähigkeiten gestärkt, die meine weitere berufliche Laufbahn weiterhin positiv prägen werden.

Linda Al Azzeh - Beraterin für berufliche Bildung und Arbeitsmarkt, GIZ Palästina

Perspektiven der Absolventinnen und Absolventen

Eine Besonderheit war das Job-Shadowing-Modul, in dem die Studierenden eine Woche lang in einer deutschen Berufsbildungsorganisation verbrachten, um die tägliche Praxis zu erleben, Ideen auszutauschen und ihre eigenen Strategien international zu überdenken.

Esther Ndichu, Mitarbeiterin der AHK Nairobi, entschied sich für ein Job Shadowing bei GOVET. Dies führte zu intensiven Gesprächen und Interviews mit BIBB-Mitarbeitenden aus allen Bereichen – Forschung, Ausbildungsstandards, Programme und die oberste Leitung des Instituts.

Ihr Vortrag über das informelle Ausbildungssystem in Kenia stieß auf großes Interesse innerhalb des Instituts.

Durch meinen Mentor Dr. Ralf Hermann lernte ich eine Reihe von internationalen Programmen kennen, die von GOVET geleitet werden, und hatte das Privileg, mit dem dynamischen Team des BIBB zusammenzuarbeiten. [..] Ein besonderer Höhepunkt war die Präsentation über informelles Lernen im Jua-Kali-Sektor Kenias während eines „Brown Bag”-Seminars am BIBB, bei dem ich darüber berichtete, wie wir das duale Ausbildungskonzept in den informellen Sektor integriert haben, der fast 80 % der kenianischen Wirtschaft ausmacht.

Esther Wanjiru Ndichu - TVET-Expertin und Projektmanagerin ebenso Master-Trainerin der AHK, Ostafrika

Für viele Absolventinnen und Absolventen war der Abschluss ein Meilenstein in ihrer Karriere, der ihnen Türen zu Führungspositionen, internationalen Projektkooperationen und neuen Möglichkeiten zur Einflussnahme auf Politik und Praxis in der beruflichen Bildung öffnete.

Meine Masterarbeit zum Thema „Innovation in der beruflichen Bildung” vertiefte mein Verständnis dafür, wie sich die berufliche Bildung an schnell verändernde Arbeitsmärkte anpassen und gleichzeitig inklusive Chancen schaffen kann.

Nazrene Mannie - Fachkraft für Qualifizierung und Beschäftigung. Beschäftigungsförderung, Innovation in der beruflichen Bildung und die Zukunft der Arbeit, GIZ Südafrika

Diejenigen, die ihre ursprünglichen Positionen beibehielten, änderten ihre Herangehensweise an ihre Arbeit erheblich und berichteten, dass ihr Studium ihre berufliche Identität gestärkt, ihnen das Selbstvertrauen gegeben habe, Initiativen zu starten und sich strategischer im Bereich der internationalen Zusammenarbeit zu engagieren.

Ausgestattet mit neuen Fähigkeiten, Forschungskompetenz und einer neuen Perspektive leiten sie nun Innovationsprojekte und treiben organisatorische Veränderungen voran.

 

Die Mentoring-Struktur des Programms bot außerdem wertvolle Gelegenheiten zur Reflexion und persönlichen Weiterentwicklung. Durch diese Erfahrung habe ich meine Führungs-, Forschungs- und Change-Management-Fähigkeiten gestärkt, die meine berufliche Laufbahn weiterhin prägen werden.

Linda Al Azzeh - Beraterin für berufliche Bildung und Arbeitsmarkt, GIZ Palästina

Eine Besonderheit war das Job-Shadowing-Modul, in dem die Studierenden eine Woche lang in einer deutschen Berufsbildungsorganisation verbrachten, um dort die tägliche Praxis zu beobachten, Ideen auszutauschen und ihre eigenen Strategien international zu überarbeiten. Esther Ndichu, Mitarbeiterin der AHK Nairobi, entschied sich für ein Job Shadowing bei GOVET. Dies führte zu intensiven Gesprächen und Interviews mit BIBB-Expertinnen und Experten aus diversen Bereichen – Forschung, Ausbildungsstandards, Programme und die oberste Leitung des Instituts. Im Gegenzug stieß ihr Vortrag über das informelle Ausbildungssystem in Kenia auf großes Interesse innerhalb des Instituts.

Ausblick

Mit der ersten Kohorte hat das Programm seine Relevanz untermauert: Ein flexibler, praxisorientierter und international vernetzter Masterstudiengang kann einen konkreten Beitrag zur Modernisierung von Bildungssystemen leisten. Eines seiner vielversprechendsten Merkmale ist seine Übertragbarkeit. Die für dieses Programm entwickelte Struktur und Methodik diente als Inspiration für zukünftige Bildungsangebote der TUM in verwandten Bereichen wie Erwachsenenbildung, lebenslanges Lernen, universitäres Lehren und Lernen sowie Bildungsmanagement.

Aufbauend auf diesem Erfolg ist für 2026 bereits eine Neuauflage des Masterstudiengangs in Planung.

In der Zwischenzeit werden modulare Zertifikatskurse über das TUM Institute of Lifelong Learning eingeführt. Dies bietet Fachkräften die einzigartige Möglichkeit, maßgeschneiderte Qualifikationen zu erwerben und diese als Meilensteine auf dem Weg zum vollständigen Studienabschluss zu nutzen.

Aufbau und Inhalte des Masterstudiengangs

Der Postgraduiertenstudiengang „Master in Vocational Education and Innovation” wurde von der TUM School of Social Sciences and Technology, Lehrstuhl für Technikpädagogik, Prof. Daniel Pittich, angeboten.

Der Masterstudiengang wurde konzipiert, um internationale TVET-Fachkräfte mit digitalen und 21st-Century-Skills sowie einer soliden berufspädagogischen Wissensbasis weiterzubilden. Der Lehrplan war um vier Leistungsbereiche herum organisiert: Governance; Lehren, Lernen und Lehrplan; Personal- und Organisationsentwicklung; sowie Forschung.

Über fünf Semester hinweg erwarben die Studierenden 90 ECTS-Punkte. Die ersten vier Semester umfassten Kernmodule, die sowohl theoretische Grundlagen als auch angewandte Themen abdeckten – von Theorien und Modellen der beruflichen Bildung über empirische Forschungsmethoden bis hin zum Lernen am Arbeitsplatz und der digitalen Transformation der beruflichen Bildung. Im vierten Semester wählten die Teilnehmenden ein Spezialisierungsmodul aus, bevor sie das fünfte Semester mit ihrer Masterarbeit abschlossen.

Das Programm wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und von der DLR-Projektmanagementagentur verwaltet.

Übersicht Mentoren und Mentees der ersten Kohorte von 2022 bis 2025 (Tabelle von der TUM bereitgestellt)

  • Rupert Heindl                  Schulzentrum Wasserburg a.d.Inn  Kenechi Kanayo Oniya
  • Volker Kunze                   EOS GmbH                                      Ana Braikovic Kirin
  • Karola Hahn                    GIZ Deutschland                            Nazrene Mannie
  • Wolfgang Frohberg         GIZ Palästina                                 Linda Al-Azzeh
  • Julia Olesen                    GOVET                                          Jia Li
  • Dr. Christiane Eberhard  BIBB                                              Mirela Franovic
  • Ute Hippach-Schneider  BIBB                                             Martin Studte
  • Dr. Ralf Hermann          GOVET                                          Esther Wanjiru Ndichu
  • Dr. Andreas Werner       iMOVE                                          Luiz Eduardo Leao
  • Frauke Lockert             Siemens Professional Education   Isaac Dwomoh Boaten
  • Rebecca Ottmann        Siemens Stiftung                            Ohemaa Yaa Serwaa-Kyerewaa
  • Prof. Kristina Reiss      TUM Universität München              Maria Mercedes Werner