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Pazifik-Allianz: Wie kann die Qualität beruflicher Bildung sichergestellt werden?

Was ist wichtig, damit Ausbildung an den Lernorten Betrieb und Schule gut funktioniert? Darüber diskutierten Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru Ende Mai in der Woche der Bildung und Arbeit der Pazifik-Allianz.

Pazifik-Allianz: Wie kann die Qualität beruflicher Bildung sichergestellt werden?
v.l.n.r.: Prof. Dr. Úrsula Renold, ETH Zürich; Marcela Arellano, chilenisches Bildungsministerium; Edgar Dörig, Botschafter der Schweiz in Chile; María Paola Sevilla, CEPAL; Aloizio Mercadante,CEPAL; Ricardo Paredes, Präsident der Universität DUOC-UC; Daniel Solterbeck, GOVET; Daniela Trucco, CEPAL; Claudia Peirano, UNESCO.

Das chilenische Bildungsministerium hat gemeinsam mit der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und der Karibik (CEPAL – spanisch: Comisión Económica para América Latina y El Caribe) der Vereinten Nationen zum „internationalen Seminar: Stärkung der Ausbildungsqualität im Rahmen der Berufsbildung“ eingeladen. Das Seminar war die Eröffnung der Woche für Bildung und Arbeit, welche gemeinsam mit den anderen Mitgliedsstaaten der Pazifik-Allianz, Peru, Kolumbien und Mexiko vom 29. bis 31. Mai 2017 in Santiago de Chile organisiert wurde.

Die Bildungsministerin Chiles, Adriana Delpiano, eröffnete das Seminar gemeinsam mit dem stellvertretenden Generalsekretär der CEPAL, Antonio Prado, sowie der norwegischen Botschafterin in Chile, Beate Stirø. Die Bildungsministerin betonte in ihrer Ansprache die Wichtigkeit der engeren Verzahnung von Berufsbildung und Wirtschaft.

Auch Mexiko, Kolumbien und Peru – die anderen Mitgliedsstaaten in der Pazifik-Allianz – sehen in beruflicher Bildung den Schlüssel zu wirtschaftlicher Stärke. Die CEPAL stellte die politischen Berufsbildungskontexte der Mitgliedsstaaten der Pazifik-Allianz vor und erläuterte die verschiedenen Berufsbildungsansätze der Länder. Dabei zeigte sich auch, dass sich das Berufsbildungskonzept in den Ländern auf verschiedene Ausbildungsniveaus bezieht. So gibt es beispielsweise in Kolumbien, Mexiko und Chile Berufsbildungsangebote auf der Stufe der Sekundarbildung II/ Oberstufe (gemäß International Standard Classification of Education der UNESCO, Level 3), während dieses Angebot in Peru nicht existiert. Alle vier Länder haben wiederum gemeinsam, dass sie gegen das schlechter gestellte Image der Berufsbildung gegenüber einem höheren Bildungsabschluss (vorwiegend universitärer Art) kämpfen müssen. Chile möchte dem schlechten Image gezielt entgegenwirken. Die chilenische Generalsekretärin für Berufsbildung, Marcela Arellano, verwies auf entscheidende Bildungsreformansätze für den Zeitraum 2017-2022 in Chile, die zur Stärkung des Bildungssystems und damit auch der Stabilisierung der Wirtschaft beitragen sollen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion zur Qualitätsverbesserung in der beruflichen Bildung kamen internationale Experten aus der beruflichen Bildung zu Wort: Aloizio Mercadante, Spezialist der CEPAL und ehemaliger Bildungsminister Brasiliens, Ricardo Paredes, Präsident der Universität DUOC-UC und Mitglieds des Rats für Berufsbildung in Chile, Prof. Dr. Ursula Renold, Leiterin des Forschungsbereichs Bildungssysteme an der ETH Zürich, KOF Swiss Economic Institute, Schweiz, sowie Daniel Solterbeck, Projektleiter bei GOVET.

Die Panelisten betonten: Entscheidend für eine hohe Qualität in der beruflichen Bildung sei das Berufsbildungspersonal. Denn eine gute Ausbildung brauche gutes Personal – und das an beiden Lernorten: im Betrieb und in der Schule. Damit berufliche Bildung landesweit eine hohe Qualität habe, sei es notwendig, die Qualifizierung des Berufsbildungspersonals in den Betrieben zu standardisieren. Auch sei es wichtig, dass die Qualifizierung des Bildungspersonals an den Berufsschulen mehr auf die Bedarfe der Wirtschaft zugeschnitten sei. Die Wirtschaft müsse stärker miteinbezogen werden, wenn es um die Gestaltung der Berufsbildung gehe. So biete eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft auch bei anderen Themen in der beruflichen Bildung große Vorteile. Die Panelisten nannten die Entwicklung neuer Curricula als Beispiel. In diesem Prozess gelte es, sich eng mit der Arbeitswelt abzustimmen, damit das, was junge Menschen in ihrer Ausbildung lernen zu den Anforderungen an ihrem späteren Arbeitsplatz passe.

In der Woche für Bildung und Arbeit wurde auch die Stimme der jungen Menschen gehört. Hierzu hat das Unternehmen Nestlé, mit Unterstützung der Schweizer Regierung, nun bereits zum zweiten Mal (nach Lima 2016) ein „Treffen der Jugend der Pazifik-Allianz“ organisiert. Bei diesem Treffen tauschten sich Jugendliche aus allen vier Ländern über die Möglichkeit der Verbesserung von Strukturen der Bildungsmöglichkeiten und Arbeitsmarktzugang in ihren Ländern aus. Ein Schwerpunkt war dabei auch die Berufsbildung.

Die Woche für Bildung und Arbeit machte deutlich: Berufsbildung spielt in allen Ländern der Pazifik-Allianz eine wichtige Rolle im Bildungssystem und die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet im Rahmen der Pazifik-Allianz ist für alle Beteiligte bereichernd. Im Juli dieses Jahres wird Kolumbien die Präsidentschaft der Pazifik-Allianz übernehmen.