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Tansania: Berufliche Bildung stärkt junge Menschen

Tansania setzt auf duale Berufsausbildung nach deutschen Vorbild. Ein Pilotprojekt der Handwerkskammer Hamburg macht junge Menschen fit für den Beruf. Auf Grundlage des Projekts soll duale Ausbildung nun landesweit eingeführt werden.

Tansania: Berufliche Bildung stärkt junge Menschen
v.l.n.r.: Reinaldo Udewald (Langzeitexperte der HWK Hamburg vor Ort), Frank Glücklich (Hauptgeschäftsführer der HWK Hamburg a. D.) und Peter Maduki (Chairman des VET-Boards, Aufsichtsgremium der VETA)

Tansania hat sich entschieden, ab 2018 ein duales Ausbildungssystem (Dual Apprenticeship Training System – DATS) nach deutschem Vorbild landesweit einzuführen. Die Basis dafür ist ein erfolgreiches Pilotprojekt, in dem in drei Sektoren (KFZ, Elektro und Hotellerie/Tourismus) erprobt wurde, ob das deutsche Erfolgsmodell sich überhaupt auf die Verhältnisse in Tansania transferieren lässt. Das Pilotprojekt wie auch die Entwicklung und der Aufbau des neuen Ausbildungssystems als eigenständiger Bildungsweg wird von der Handwerkskammer Hamburg unterstützt und finanziell vom Bildungsministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) gefördert.

Und so kam es dazu, dass Tansania ein duales Ausbildungssystem einführt:
2008 entstand der erste Kontakt zwischen der Handwerkskammer Hamburg und Herrn Zebadiah Moshi, dem damaligen Chef der in Tansania für beruflichen Bildung zuständigen Institution „Vocational Education and Training Authority“ (VETA). Initiiert wurde dies durch den Honorarkonsul Jürgen Gotthardt (†), der Herrn Zebadiah Moshi im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Dar es Salaam nach Hamburg einlud, um das deutsche duale Ausbildungssytem kennenzulernen. Das deutsche Modell hat VETA überzeugt und bewogen, das deutsche duale System nach Tansania zu transferieren und an die dortigen Gegebenheiten anzupassen. VETA erhoffte sich davon eine Erhöhung von Qualität und Quantität der beruflichen Ausbildung in ihrem Land. Dadurch sollte die tansanische Wirtschaft gefördert und gleichzeitig die steigende Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen werden.

v.l.n.r.: Francis Komba (Projektkoordinator, VETA), Reinaldo Udewald, Dr. Bwire Ndazi (Director General, VETA), Leah Lukindo (Director of Training, VETA) und Frederick Mushi (Leiter der neu eingerichteten Abteilung, Dual Apprenticeship Training System - DATS, VETA) mit den drei klassenbesten Schülern des ersten Jahrgangs.

Das Pilotprojekt startete im Jahr 2011. Nach einer entsprechenden Vorbereitungszeit begannen die ersten Auszubildenden im Jahr 2013. Inzwischen befindet sich der vierte Jahrgang in der dreijährigen Ausbildung. Insgesamt durchlaufen bislang knapp 250 Jugendliche diese duale Ausbildung. Der erste Jahrgang hat 2016 seinen Abschluss mit staatlicher Anerkennung erlangt. Die meisten Absolventen sind von ihren Betrieben übernommen worden. Einige haben bei einem anderen Betrieb eine Anstellung gefunden.
Der Hamburger Senat hat die drei klassenbesten Schüler aus dem ersten Ausbildungsjahrgang im Mai 2017 für vier Wochen nach Hamburg eingeladen, um ihre erlernten Kenntnisse in Hamburger Betrieben zu vertiefen. Für sie war es ein einmaliges und lernintensives Erlebnis.

Mit der erfolgreichen Einführung der dualen Ausbildungsmodelle in den Sektoren Kfz, Elektro und Hotel/Tourismus hat das Pilotprojekt eine Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung zwischen dem Privatsektor und VETA begründet, wie es sie zuvor in Tansania nicht gab. Ohne einen Kulturwechsel bei den beteiligten Betrieben und bei VETA wäre dies nicht gelungen. Alle Beteiligten mussten viel Neues lernen. Auch die Werkstätten mussten an die gehobenen Ansprüche angepasst werden. Doch die Ergebnisse motivierten alle Stakeholder und überzeugten die Regierung, das „Dual Apprenticeship Training System“ (DATS) ab 2018 nun landesweit einzuführen.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen des Programms „Berufsbildungspartnerschaften mit der deutschen Wirtschaft“ über die sequa finanziert.