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Belgien

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Berufsbildungszusammenarbeit mit Deutschland

Mit Belgien besteht seit 2002 („Kopenhagen-Prozess“) eine enge Berufsbildungszusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union (EU). Bei der Ausgestaltung des „Europäischen Bildungsraums“ bildet die berufliche Aus- und Weiterbildung einen Schwerpunktbereich für den Zeitraum 2021-2030.

  • Am 1. Juli 2020 veröffentlichte die Europäische Kommission die Europäische Kompetenzagenda für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz.

Zur Seite der Europäischen Kommission zur Europäischen Kompetenzagenda  
 

  • Im November 2020 wurden zwei europäische berufsbildungspolitische Initiativen formuliert: Der Rat der Europäischen Union nahm unter deutscher Ratspräsidentschaft die „Empfehlung zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz“ an, und die für berufliche Bildung verantwortlichen Minister*innen der EU-Mitgliedsstaaten, EU-Beitrittskandidaten und EWR-Staaten veröffentlichten die „Osnabrücker Erklärung zur beruflichen Bildung als Motor für den Wiederaufbau und den gerechten Übergang zu einer digitalen und ökologischen Wirtschaft“.


Zum Bericht auf der BIBB-Homepage
 

  • Der Umsetzung des strategischen Rahmens des Europäischen Bildungsraums und der genannten Referenzdokumente dienen mehrere Ständige Arbeitsgruppen, darunter die Arbeitsgruppe „Berufliche Bildung und grüner Wandel“.
  • Das EU Programm Erasmus+ für Bildung, Jugend und Sport konzentriert sich im Bereich der Berufsbildung aktuell (2021-2027) vor allem auf die Themen der Lernmobilität und Partnerschaften für europäische Berufsbildungszusammenarbeit.

Zu Erasmus+ Berufsbildung der Nationalen Agentur beim BIBB

Bundesressorts

  • Im Rahmen des Europäischen Forschungsraumes (EFR), geschieht die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Belgien weitgehend in direktem Kontakt zwischen Forscher*innen und Forschungseinrichtungen, ohne dass es besonderer staatlich unterstützter Kontaktanbahnung bedarf. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in der Unterstützung des Auf- und Ausbaus von Netzwerken.

Wirtschaft

  • United Nations Human Development Index: 2021: Der Human Development Index von Belgien beträgt 0,937. Das entspricht dem Rang 13 von 191 Ländern (Quelle: UNDP)
  • BIP je Einwohner in US $ (GDP per capita in US $): 2019: 46599; 2020: 45189; 2021: 51768 (Quelle: Worldbank)
  • Veränderung des realen BIP zum Vorjahr (GDP growth annual): 2019: 1,6 %; 2020: -6,1 %; 2021: 5,8 % (Quelle: Worldbank)
  • Inflationsrate (GDP deflator annual): 2019: 1,8 %; 2020: 1,3 %; 2021: 4,5 % (Quelle: Worldbank)
  • Hauptbranchen (Anteil an nominaler Bruttowertschöpfung): 2020: Bergbau/Industrie 16,4 %; Handel/Gaststätten/Hotels 12,2 %; Transport/Logistik/Kommunikation 10,2 %; Bau 5,3 %; Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 0,7 %; Sonstige 55,2 % (Quelle: GTAI)
  • Top 5 Importländer: 2021: Niederlande 21 %; Deutschland 15,9 %; Frankreich: 10,2 %; Irland 5,5 %; USA 4,8 % (Quelle: GTAI)
  • Top 5 Exportländer: 2021: Deutschland 17,1 %; Frankreich 13,4 %; Niederlande 12,1 %; USA 7,1 %; Vereinigtes Königreich 6,3 % (Quelle: GTAI)

Gesellschaft

  • Einwohnerzahl: 2021: 11,59 Mio. (Quelle: Worldbank)
  • Bevölkerungswachstum: 2019: 0,5 %; 2020: 0,5 %; 2021: 0,4 %; (Quelle: Worldbank)
  • Altersstruktur: 2020 (geschätzt): 0-14 Jahre: 17,22 %; 15-24 Jahre: 11,2 %; 25-54 Jahre: 39,23 %; 55-64 Jahre: 13,14 %; 65 Jahre und älter: 19,21 % (Quelle: World Fact Book)
  • Arbeitslosenquote: 2021: 6,3 % (Quelle: Ilostat)
  • Jugendarbeitslosenquote: 2021: 18,2 % (Quelle: Ilostat) 
  • Jugendliche, die sich nicht in nicht in Arbeit, Schul- oder Berufsausbildung befinden (NEET): 2021: 7,4 % (Quelle: Ilostat)

Staat

  • Das Berufsbildungssystem Belgiens ist dezentral organisiert. Damit liegt die Verantwortung der Ausgestaltung und Verwaltung des Berufsbildungssystems in dem Kompetenzbereich der Gemeinschaften (Flämische Gemeinschaft, (BE-FL); Französischsprachige Gemeinschaft (BE-FR) und Deutschsprachige Gemeinschaft, (BE-DE)).
  • Jede Gemeinschaft hat ein eigenes Bildungsministerium.

Berufsbildungssystem

Die drei verschiedenen Berufsbildungssysteme der Flämischen, Französischsprachigen und Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien sind unterschiedlich aufgebaut, besitzen jedoch einige Gemeinsamkeiten:

  • Die Pflichtschulzeit ist staatlich geregelt und beträgt allgemeine Schulpflicht bis 15, gefolgt von Voll- oder Teilzeitunterricht bis zum erreichen der Volljährigkeit mit 18 Jahren.
  • Berufsausbildung kann ab dem Alter von 14 Jahren begonnen werden

 

Flämische Gemeinschaft

Der Sekundarbereich teilt sich nach zwei Jahren in vier verschiedene Pfade auf, die sich in zwei Schulstufen von je zwei Schuljahren unterteilen:

  • Allgemeiner Sekundarunterricht ( algemeen secundair onderwijs - ASO) bereitet auf die Hochschulbildung vor,
  • Künstlerischer Sekundarunterricht (kunstsecundair onderwijs - KSO),
  • Technischer Sekundarunterricht (technisch secundair onderwijs – TSO)
  • Beruflicher Sekundarunterricht (beroepssecundair onderwijs -BSO), der Allgemeinbildung mit beruflichen Bildungsinhalten kombiniert
  • Technischer Sekundarunterricht und künstlerischer Sekundarunterricht können im Sekundär-zu-Sekundär Bereich (Secundair-na-secundair, Se-n-Se) ein weiteres Jahr fortgeführt werden.


Praktische Ausbildung:

  • Ab 15 Jahren können Schüler*innen eine Ausbildung mit praktischen Anteilen und theoretischem Teilzeitunterricht beginnen.
  • Die Ausbildung wird entweder von Zentren für teilzeitberuflichen Sekundarunterricht (Centra voor deeltijds beroepssecundair onderwijs -CDO) oder der Flämischen Agentur für unternehmerische Ausbildung (Vlaams Agentschap voor Ondernemersvorming - SYNTRA Vlaanderen) angeboten. Der praktische Anteil beträgt zwischen 60 % (CDO) und 80 % (SYNTRA) und wird in Praktikumseinsätzen abgeleistet.
  • Die Dauer der Ausbildungen beträgt 2-3 Jahre
  • Seit dem Schuljahr 2019/2020 wird auch in der Flämischen Gemeinschaft Belgiens ein dualer Ausbildungsweg angeboten in dem die Auszubildenden einen Vertrag mit einem Unternehmen abschließen und dort ihre praktische Ausbildung absolvieren.


Höhere Berufsausbildung:

  • Der höhere Berufsunterricht ( hoger beroepsonderwijs, HBO) befindet sich auf der Qualifikationsstufe zwischen dem Sekundarunterricht und einem berufsbezogenen Bachelor
     

Französischsprachige Gemeinschaft

  • In der Vollzeit-Schulbildung bestehen nach den ersten zwei Schuljahren Wahlmöglichkeiten der allgemeinbildenden, technischen, künstlerischen oder berufsbildenden Zweige

Nach dem Alter von 15 Jahren können Programme der Teilzeit-Schulbildung mit praktischen Anteilen gewählt werden:

  • Die Programme werden vom Zentrum für Duale Berufliche Ausbildung (CEFA, Centre d’Enseignement et de Formation en Alternance) organisiert
  • Duale Ausbildung wird vom IFAPME (the Walloon Institute of Dual Vocational Education and Training for Small and Medium-Sized Enterprises) und dem SFPME (Small and Mid-Sized Companies Training Service in the Brussels-Capital Region) angeboten und beinhaltet Ausbildungsverträge.
  • Höhere Berufsausbildung ist im Postsekundären Bereich möglich und wird in einjährigen Programmen angeboten, entweder schulisch oder dual mit 60 % praktischem Anteil.

 

Deutschsprachige Gemeinschaft:

Nach zwei Jahren Sekundärunterricht können folgende Berufsausbildungswege gewählt werden:

  • Technischer Übergangsunterricht (schulisch, 4 Jahre)
  • Berufsbildender Unterricht (schulisch, 4 Jahre)
  • Duale Ausbildung (ab 15 Jahren)


Duale Ausbildung:

  • Die duale Ausbildung wird vom Institut für Aus- und Weiterbildung des Mittelstandes (IAWM) organisiert
  • Der theoretische Unterricht findet in einem der beiden Zentren für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand und in kleinen und mittleren Unternehmen (ZAWM) in Eupen oder Sankt Vith statt.
  • Im Oktober 2016 wurde eine Vereinbarung zwischen den Behörden der deutschsprachigen Gemeinschaft (IAWM und dem Ministerium) und deutschen Behörden unterzeichnet. Diese Vereinbarung bietet Tischlerlehrlingen die Möglichkeit, einen Gesellenbrief aus beiden Ländern zu erwerben, einen aus Belgien und einen aus Deutschland.  Um den Gesellenbrief beider Länder zu erhalten, muss der Lehrling zunächst die Ausbildung in einem Land erfolgreich abschließen und dann eine zusätzliche Prüfung im anderen Land ablegen. Diese Vereinbarung wurde geschlossen, um einem möglichen zukünftigen Fachkräftemangel entgegenzuwirken und könnte auf andere Berufe ausgeweitet werden.


 

Herausforderungen für die Berufsbildung:

  • Viele verschiedene Akteure durch föderales Bildungssystem
  • Noch nicht ausreichend Unternehmen in dualer Ausbildung involviert.

Quellen:

  • Allinckx, I.; Karno, A.; Monico, D. (2019). Vocational education and training in Europe – Belgium. Cedefop ReferNet VET in Europe reports 2018.
  • Eurodice. (2022). National Education Systems. Belgium. Flemish Community.
  • Eurodice. (2022). National Education Systems. Belgium. French Community.
  • Eurodice. (2022). National Education Systems. Belgium. German-Speaking Community.
  • BQ-Portal. (2022) Belgien.

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Montag, 9. Dezember 2019

Belgien: Flandern führt erstmals Duale Ausbildung ein

Das belgische Flandern führt in diesem Jahr die duale Ausbildung ein. Der offizielle Start fiel bei BASF in Antwerpen. Dort werden Lehrlinge in sechs Berufen ausgebildet.

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