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Costa Rica vor Implementierung des Dualen Berufsbildungssystems

Wie können Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrpläne so entwickelt werden, dass sie auf Unternehmensbedarfe zugeschnitten sind? Zu diesen und weiteren Fragen tauschten sich Expert*innen aus Costa Rica und Deutschland aus.

Costa Rica vor Implementierung des Dualen Berufsbildungssystems

Costa Rica befindet sich, nach der Einführung eines Gesetzes zur dualen Berufsausbildung 2019, in den letzten Schritten der Vorbereitung erster Ausbildungslehrgänge. Wenngleich bereits erste Curricula, also Ausbildungsordnungen, entwickelt wurden, traten Vertreter*innen des Bildungsministeriums (Ministerio de Educación Pública – MEP) aus der Abteilung „Planificación curricular“ an GOVET mit dem Wunsch nach einem vertieften Fachaustausch zum Thema heran. Im Vordergrund standen die Fragestellungen:

  • Welche Akteure sind in der Entwicklung von Ausbildungsordnungen beteiligt?
  • Wie werden die Inhalte der Ausbildungsordnungen festgelegt und entschieden?
  • Wie werden Unternehmen in diesem Prozess berücksichtigt und einbezogen?

In einem virtuellen Austausch wurden diese und daran angelehnte Aspekte diskutiert. GOVET konnte dafür Verena Schneider als Expertin aus der Ordnungsabteilung des BIBB gewinnen.

Ähnlich wie in Deutschland findet auch in Costa Rica bereits ein umfänglicher Konsultationsprozess mit dem Privatsektor und Sozialpartnern statt. In Costa Rica ist dieser Prozess bisher jedoch wenig standardisiert, auch wenn die Ministeriumsvertreter*innen von positiven Erfahrungen im aktuellen Modell berichteten. So müssen duale Ausbildungsprogramme von vornherein im 2018 eingeführten nationalen Qualifikationsrahmen (Marco Nacional de Cualificaciones – MNC) eingeordnet und durch die entsprechenden Stellen (Consejo Superior de Educación für Level 4-5 im MNC und Instituto Nacional de Aprendizaje für Level 1-3 im MNC) geprüft und bestätigt werden. In Deutschland sind die Ausbildungsordnungen Ergebnis eines konsensbasierten und institutionalisierten Aushandlungsprozesses zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Staat. Sie fußen auf dem jeweils spezifischen Bedarf von Wirtschaft und Gesellschaft und sind Ausdruck der historisch gewachsenen Berufsbildungsstrukturen.

Interessiert zeigten sich die Teilnehmenden auch an den vorgestellten Materialien, die das BIBB Ausbilder*innen zur Verfügung stellt: Für viele Ausbildungsberufe gibt es Umsetzungshilfen, Erklärfilme und Onlinematerialien. Mit der beginnenden Implementierung des dualen Systems rückt das betriebliche Ausbildungspersonal nun in den Fokus des costa-ricanischen Bildungsministeriums (MEP). In einem weiteren Termin wurde das Online-Portal foraus.de mit seinen Funktionen und Services vorgestellt. Perspektivisch möchte das MEP nach diesem Vorbild ein ähnlich geartetes Portal mit Materialien für das betriebliche Ausbildungspersonal aufbauen.

GOVET arbeitet seit einigen Jahren eng mit dem Bildungsministerium in Costa Rica zusammen und war bereits in der Entwicklung des 2019 eingeführten Gesetzes zur dualen technischen Ausbildung ein wichtiger Ansprechpartner. Seit in 2020 eine interinstitutionelle Berufsbildungskommission eingesetzt wurde, begleiten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und GOVET diese und beraten zu Fragestellungen des dualen Systems.