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Usbekistan: Brückenland in Zentralasien - Reformweg ohne Zurück

27.03.2023

Am 1. März fand das erste Deutsch-Usbekische Businessforum im Berliner Haus der Deutschen Wirtschaft statt. Die usbekische Seite besuchte die Veranstaltung hochrangig und es nahm neben Ministerpräsident Abdulla Aripov nahezu das gesamte Kabinett der usbekischen Regierung teil.

Usbekistan: Brückenland in Zentralasien - Reformweg ohne Zurück

Schwerpunkt der Veranstaltung war neben der Beteiligung deutscher Unternehmen an großen Infrastrukturprojekten, auch die Berufsbildung und Fachkräftesicherung. Die Veranstaltung zählte mehr als 300 Teilnehmende.

In den letzten Jahren haben sich im bevölkerungsreichsten Land Zentralasiens die gesetzlichen Rahmenbedingungen für ausländische Investoren entscheidend verbessert. Usbekistan hat gesetzliche Grundlagen für offene Märkte und Wettbewerb geschaffen, die Mehrwertsteuer gesenkt und fördert Direktinvestitionen. Zudem verkaufte das Land staatliche Immobilien und setzte Schwerpunkte auf Public Private Partnership-Modelle sowie eine grundlegende Deregulierung. In Usbekistan sind rund 200 deutsche Unternehmen vor Ort mit etwa 2 Milliarden Euro Investitionen. Ausgewählte Branchen wie die Landwirtschaft und der IT-Sektor sind zudem von der fünf- bis zehnprozentigen Gewinnsteuer völlig befreit. Ministerpräsident Abdulla Aripov will sein Land als Outsourcing IT-Hub etablieren und fokussiert dabei den Aufbau von nachhaltigen widerstandsfähigen Lieferketten und die Ausbildung von Fachkräften mit konkurrenzfähigen IT-Produkten und Dienstleistungen.

Zudem treibt Usbekistan stark die grüne Transformation voran und will den Ausstoß von Treibhausgasen bis spätestens 2030 um 30 Prozent senken. Dazu sollen die Erneuerbaren Energien besonders Sonne, Wind und Wasser ausgebaut, die Energieeffizienz erhöht und generell grüne Technologien – nicht zuletzt aus Deutschland - gefördert werden. Ein besonderes Augenmerk gilt der Förderung von Bodenschätzen wie Gold, Wolfram, Kupfer, Zink und Lithium vor dem Hintergrund der Abhängigkeit von China bezüglich „Seltener Erden“.

Der usbekische Energieminister Zhurabek Mirsamahmudov präsentierte die grünen Megaprojekte zum Ausbau der erneuerbaren Energie-Erzeugung. Bis 2030 sind 60 Wind- und Solarprojekte im Umfang von 2,8 Milliarden US-Dollar geplant. Dazu kommen 78 Wasserkraftprojekte, teils in Kooperation mit den Nachbarstaaten Tadschikistan und Kirgisistan; was laut Mirsamahmudov auch zur geopolitischen Beruhigung der Region beitragen würde.

Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um Fachkräfte und Berufsbildung. Sowohl Ibrohim Abdurahmonov, usbekischer Minister für Hochschulbildung, Wissenschaft und Innovation, als auch Nosim Husanov, Stellvertretender Minister für Armutsbekämpfung und Beschäftigung, bekräftigen ihr großes Interesse an einer Zusammenarbeit im Bildungsbereich mit Deutschland. Usbekistan wolle sich noch entschlossener als bislang am dualen Ausbildungssystem nach deutschem Vorbild orientieren und die Kapazitäten ausbauen. Entscheidende Faktoren seien dabei die Verbesserung der Ausbildungsqualität für Usbeken im Inland sowie der Ausbau entsprechender Weiterbildungsmöglichkeiten in Deutschland.

Ein Best Practice Beispiel ist die Baufirma GP Günter Papenburg AG aus Halle/Saale. Sie ist seit 2010 in Usbekistan und hat selbst bereits in Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort investiert und fördert den Erwerb deutscher Fachsprache derzeit mit 500 Schülerinnen und Schülern. In Deutschland werden 48 junge Erwachsene ausgebildet, u.a. zu Berufskraftfahrer*innen.

Solche Initiativen sind wichtig, um der Fachkräfteabwanderung entgegenzuwirken und Arbeitskräfte im Land zu halten. In Usbekistan sind 60 Prozent der Bevölkerung jünger als 30 Jahre und sie sind zu 100% alphabetisiert. Jährlich drängen rund 700.000 junge Menschen neu auf den Markt, die dann um die wenigen Arbeitsplätze konkurrieren müssen. Bisher arbeiten rund zwei Millionen Usbekinnen und Usbeken im Ausland in den Branchen Textil, Metall- und Elektro, Schweißen, Gastronomie, IT und Kommunikation.