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Workshops für Berufsbildungspersonal in Costa Rica – Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals

GOVET hat 2025 in Costa Rica eine mehrteilige Qualifizierungsreihe für das betriebliche Ausbildungspersonal gestartet. Im Mittelpunkt stehen Rollenklärung, handlungsorientierte Didaktik, Kommunikation, Motivation, Konfliktmanagement sowie Interkulturalität und Inklusion – praxisnah auf die Rahmenbedingungen der dualen Berufsbildung in Costa Rica zugeschnitten.

Die nationale Berufsbildungskommission Costa Ricas (Comisión Asesora y Promotora de la EFTP Dual (CAP) hat in Zusammenarbeit mit GOVET im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) eine mehrteilige Qualifizierungsreihe für Ausbilderinnen und Ausbilder und weiteres Berufsbildungspersonal in der dualen Berufsausbildung in Costa Rica aufgesetzt. Ziel ist es, betriebliche Ausbildungsverantwortliche in ihrer pädagogischen und organisatorischen Rolle zu stärken und die Qualität der Lernprozesse im Betrieb weiter zu erhöhen.

In den beiden Workshops, moderiert von Isabelle Schlender (Arbeitsbereich 2.5 Berufsbildungspersonal) und Julia Olesen (Arbeitsbereich 3.4 GOVET) nahmen knapp 50 Teilnehmende aus Unternehmen und Institutionen teil.

Besonders erwähnenswert ist, dass die Ausbilderinnen und Ausbilder in Costa Rica genau die gleichen alltäglichen Herausforderungen haben, wie das Berufsbildungspersonal in Deutschland: viel hängt mit Kommunikation, Rollenverständnis oder Konflikten zusammen – und weniger mit der rein fachlichen oder technischen Expertise.

Isabelle Schlender - Arbeitsbereich 2.5 Berufsbildungspersonal

Die Inhalte – praxisnah und unmittelbar anwendbar:

1. Rollenklärung: Mentorin, Fachkraft, Vorgesetzte – alles zugleich

  • Ein prägnanter Einstieg verdeutlichte die Rollenvielfalt: Mentorinnen „jonglieren“ zwischen mehreren Rollen gleichzeitig. Die Funktionen – Lernbegleitung, Vorgesetztenrolle, Pädagogin, Kollegin und qualifizierte Fachkraft – wurden gemeinsam analysiert. Ziel war es, Rollenkonflikte zu erkennen, klare Erwartungen zu formulieren und Prioritäten im Ausbildungsalltag zu setzen.

2. Handlungsorientiert ausbilden: das Modell der vollständigen Handlung

  • Die Ausbildung wird entlang von sechs Schritten strukturiert – Informieren, Planen, Entscheiden, Ausführen, Prüfen/Kontrollieren, Bewerten: das Modell der vollständigen Handlungskompetenz. Die Workshopteilnehmenden lernten, passende Arbeits‑ und Lernaufgaben zu entwickeln, die Lernende Schritt für Schritt zu selbstständigem Arbeiten führen – flankiert durch Checklisten und Leitfäden.

3. Kommunikation und Feedbackrunden, die ankommen

  • Auf Basis eines eingängigen Kommunikationsmodells wurden klare, konsistente Rückmeldungen trainiert, zudem kam das „Sandwich‑Feedback“ in Gruppenarbeiten zum Einsatz. Ergebnis: Feedback wird konkret, wertschätzend und wirksam kommuniziert.

4. Motivation und Generation Z

  • Was treibt junge Menschen an? In kurzen Analysen und Fallarbeiten wurden Motivationsfaktoren herausgearbeitet; zentrale „Motivationsimpulse“ sind Sinn, Teamzugehörigkeit, Anerkennung und klare Ziele. Das teilnehmende Berufsbildungspersonal übertrug diese Faktoren auf die eigenen Einsatzfelder – vom Onboarding bis zur Projektarbeit.

5. Konflikte lösen – strukturiert und fair

  • Ob unklare Anweisungen, Unter‑/Überforderung oder gestörte Prozesse: Konflikte können als Lernanlässe begriffen werden. Die Teilnehmenden diskutierten über hilfreiche Konfliktlösungsschritte (Problem klären – Ursachen finden – Lösungen entwickeln – Vereinbarungen prüfen) und erforderliche Rahmenbedingungen schaffen (Zeit, Ruhe, Vertraulichkeit).

6. Interkulturalität und Nachhaltigkeit in der Ausbildung

  • Teams sind divers – entsprechend wurden interkulturelle Kompetenzen (unter anderem Empathie, Respekt, offene Kommunikation) thematisiert. Zudem lernen die Teilnehmenden mit „VET Chain“ ein praxisnahes Tool kennen, das Nachhaltigkeit entlang von Wertschöpfungsketten erlebbar macht.

7. Lernorte besser verzahnen: Lernortkooperation

  • Wie gelingt die Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule? Die Präsentation empfiehlt ein dreistufiges Vorgehen – Information austauschen, Ausbildung gemeinsam planen, Ausführung eng kooperativ gestalten – und zeigt, wie gemeinsame Projekte und Weiterbildungen das Verständnis über Lernorte hinweg stärken (Seiten 82 bis 84).

8. Individuelle Unterstützung

  • Mentorinnen und Mentoren schärfen den Blick für besondere Unterstützungsbedarfe – von sprachlichen Hürden über Lernschwierigkeiten bis zu familiären Pflegeaufgaben – und leiten passende pädagogische, kommunikative, soziale und organisatorische Unterstützungsstrategien ab (Seiten 78 bis 81).

Begleitend stellt das BIBB Materialien und Checklisten bereit. Hervorzuheben ist eine an die Gegebenheiten in Costa Rica angepasste Version des Leando‑Leitfadens für ausbildende Fachkräfte, die den Transfer in den Unternehmensalltag erleichtert.

 

Mit dem Expertinnenwissen aus dem Leando Team und den Materialien der Plattform, wie dem Leitfaden für ausbildende Fachkräfte, konnten wir unseren costa-ricanischen Partnern wertvolle Instrumente an die Hand geben.

Julia Olesen - GOVET im BIBB

Die Rückmeldungen aus den beteiligten Unternehmen und Institutionen fielen sehr positiv aus. Besonders gewürdigt wurden die Praxisnähe der Inhalte, die Klärung der Rollen und die handlungsorientierten Methoden.

Mit der Bereitstellung angepasster Checklisten und Leitfäden – unter anderem aus dem Leando‑Portfolio – wird der unmittelbare Transfer in die betriebliche Praxis erleichtert.

Die fachliche Leitung und Moderation haben Julia Olesen (GOVET im BIBB), Isabelle Schlender (BIBB) und Peter Rechmann (GOVET im BIBB) – im Rahmen der deutsch–costa‑ricanischen Kooperation zur Stärkung des Ausbildungspersonals, übernommen.