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Berufsbildung in der Wasserwirtschaft – kein Tropfen auf den heißen Stein

Wie kann die Berufsbildung in der Wasserwirtschaft in Ghana gestärkt werden? In einem von GOVET organisierten Workshop trafen Akteure zusammen und tauschten sich über Bedarfe, Potentiale und Gelingensbedingungen aus.

Berufsbildung in der Wasserwirtschaft – kein Tropfen auf den heißen Stein

Im Nachgang zur Studienreise zu Berufsbildung in der Wasserwirtschaft Ende 2022 organisierten die Teilnehmenden aus Ghana gemeinsam mit GOVET einen Präsenzworkshop im eigenen Land, um den Austausch der Akteure vor Ort zu fördern und Synergien zu identifizieren. Dr. Zulkarnein Nashiru, Rector des Ghana Water Institute (GWI) in Accra, begrüßte die 15 Teilnehmenden im Institut und öffnete die Türen für eine Betriebsbesichtigung der Trinkwasseraufbereitungsanlage der Ghana Water Company in Weija. Neben den Wasser-Experten aus Ghana und GOVET nahmen Vertreter*innen des Ministry of Sanitation and Water Resources, der Delegation der deutschen Wirtschaft AHK, GIZ, Commission for TVET (CTVET) und TVET Service an der Veranstaltung teil.

Ähnlich wie beim Studienbesuch in Deutschland führte Dr. Nashiru die Workshop-Gäste zunächst über die Trinkwasseraufbereitungsanlage, die das Trinkwasser aus dem Staudamm Weija Reservoir gewinnt. Der Leiter der Anlage, erklärte, dass die zweitgrößte Anlage des Landes den gesamten östlichen Teil von Accra versorge. Eine Herausforderung stellt auf der Gewinnungsseite die zunehmende Verunreinigung des Wassers dar. Durch steigende Zufuhr von Düngemitteln aus der Landwirtschaft und immer näher kommende Siedlungen sinkt die Qualität des Wassers. In anderen Regionen des Landes, z. B. um die zweitgrößte Stadt des Landes Kumasi, sind Verunreinigungen durch illegalen Abbau von mineralischen Ressourcen wie Gold (in Ghana als „Galamsay“ bezeichnet) ein großes Problem. Auf der Verteilungsseite sind Lecks im weitverzweigten und historisch gewachsenen Rohrsystem die größte Herausforderung. John und Zulkarnein haben berechnet, dass etwa 35 Prozent des gewonnenen Trinkwassers verloren geht.

In Ghana gibt es insgesamt 87 solcher Wasseraufbereitungsanlagen, die alle von staatlicher Seite betrieben werden. Realität ist aber auch, dass viele Menschen gerade in ländlicheren Gebieten ihre eigenen Grundwasserbrunnen haben.

Allerdings gibt es im ganzen Land nur eine einzige Kläranlage. Die meisten Abwässer, ob aus Privathaushalten oder Industrie, werden ungeklärt ins Meer eingeleitet.

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen und der steigenden öffentlichen Wahrnehmung des Problems sehen die Akteure einen steigenden Bedarf an Fachkräften. Das Ghana Water Institute bildet bereits seit 1965 Betriebspersonal für den eigenen Bedarf aus. Hierbei wird ein Praxisanteil von etwa 70 Prozent realisiert, indem die angehenden Fachkräfte, die bereits eine Bezahlung deutlich über Mindestlohn erhalten, auf den Anlagen des gesamten Landes rotierend eingesetzt werden.

Das GWI ist als private Berufsbildungseinrichtung nun auch von CTVET akkreditiert und möchte sein Kursangebot künftig ausweiten. Hierbei wird eine enge Abstimmung zwischen GWI, CTVET und TVET Service angestrebt. Als erforderlich wird auch die Entwicklung neuer Curricula angesehen, die in Abstimmung mit dem Sector Skill Body (SSB) Water and Sanitation erstellt werden. Offen ist noch, auf welchem Niveau des Nationalen Qualifikationsrahmenplanes die zu erstellenden Programme angeordnet werden, wahrscheinlich sind aber die Qualifizierungsebenen National Certificate II und Higher National Diploma. Der Kontakt zu privaten Unternehmen, insbesondere aus Deutschland, soll künftig verstärkt über die AHK aufgebaut werden.