BP:
 

Content is king – die Beratungsthemen 2021

Von A wie Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse bis Z wie Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft: Die von GOVET beratenen Themen waren 2021 vielfältig und haben sich gegenüber den Vorjahren gewandelt.

Content is king – die Beratungsthemen 2021

Auch in der Berufsbildung waren die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie das dominierende Thema. Die GOVET Aktivitäten zur Sammlung internationaler Beispiele guter Praxis und Lösungsansätzen sind im Beitrag COVID-19 – Eine Krise stärkt die Zusammenarbeit ausgeführt. Doch auch weitere Themen fanden 2021 Eingang in die Beratungsaktivitäten von GOVET. Während sich die deutsche Berufsbildungszusammenarbeit in der Vergangenheit sehr stark an den fünf Kernelementen der deutschen Berufsbildung orientierte, ist in der jüngeren Vergangenheit zunehmend die Frage nach dem Beitrag der Berufsbildung zur Lösung globaler Herausforderungen in den Mittelpunkt gerückt – etwa wie Berufsbildung zur ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit beitragen kann. Wie alle UN-Mitgliedstaaten hat auch Deutschland sich verpflichtet, die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) zu erreichen.

Gleichzeitig wollen und müssen alle Länder Fachkräfte ausbilden, die den komplexen Anforderungen, die sich aus technologischem Fortschritt und der Digitalisierung ergeben, gewachsen sind. Die in Deutschland entwickelten Standardberufsbildpositionen, die sicherstellen, dass unter anderem Nachhaltigkeit und Digitalisierung Bestandteil jeder Berufsausbildung sind, wurden aus dem Ausland mit großem Interesse wahrgenommen und durch GOVET in den Diskurs mit den Partnerländern eingebracht.

Ein Schwerpunkt der Beratung von GOVET lag auch 2021 im Aufbau professioneller Strukturen zur Steuerung von nationalen Berufsbildungssystemen. Hierzu zählten neben der Etablierung entsprechender Formate für konstruktiven Austausch und Abstimmung aller an der Berufsbildung beteiligter Akteure insbesondere der Aufbau von Ressourcen zur Identifizierung, Erhebung und Nutzung von Daten. Im engen Austausch mit den Fachexpert*innen aus dem BIBB unterstützte GOVET ausländische Partner dabei, Strukturen für evidenzbasierte Entscheidungsfindung aufzubauen. Als bestes Beispiel kann hier die Begleitung der ghanaischen Partner bei der Erstellung des ersten Berufsbildungsberichtes auf dem afrikanischen Kontinent dienen.

Zunehmend werden in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit auch Themen angefragt, die zeitlich vor und nach der eigentlichen Berufsausbildung liegen. In nahezu allen Kooperationsländern wurden 2021 auch Möglichkeiten zur Verbesserung der Berufsorientierung nachgefragt; sie steht in erheblichem Maße im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit und erhöht die Chancengerechtigkeit junger Menschen. Gerade Maßnahmen der Berufsorientierung konnten durch die Einschränkungen der COVID-19-Pandemie nicht durchgeführt werden und die Verantwortlichen mussten neue Wege zur Information der jungen Menschen finden.

Im konstruktiven Austausch mit den deutschen Auslandsschulen und ihren Dachverbänden, der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen und dem Weltverband der Auslandsschulen e. V. stand das Thema ebenfalls im Fokus. Mit ihren Angeboten zur beruflichen Bildung und Berufsorientierung sind deutsche Auslandsschulen ein Beispiel guter Praxis im Ausland für die Berufsbildungszusammenarbeit.

Neben der Ausbildung neuer Fachkräfte erfordert die digitale Transformation auch die Weiterbildung der jetzigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. In der internationalen Kooperation und bilateralen Berufsbildungskooperation sind daher Weiterbildungsthemen und die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung stark nachgefragt.

Viele Beratungsbedarfe erreichten GOVET in 2021 auch zu Fragen der Anerkennung – häufig im Zusammenhang mit Flucht und Migration stehend. Mit dem Anerkennungsportal und den damit verbundenen Strukturen wurden im BIBB die Rahmenbedingungen geschaffen, um in Deutschland die Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen zu professionalisieren. Die Notwendigkeit der Anerkennung von beruflichen Qualifikationen kann viele Gründe haben, von der geplanten Fachkräftezuwanderung bis zur Flucht und Migration. Das Interesse kann dabei von Einzelpersonen, Unternehmen, Verbänden und Staaten artikuliert werden. Fragen und Beratungswunsch erreichten 2021 regelmäßig GOVET und wurden in enger Zusammenarbeit mit den Fachexpert*innen des Anerkennungsportals bedient. Die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen ist auch in verschiedenen bilateralen Kooperationen Beratungsgegenstand.

Die Berufsbildungszusammenarbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur deutschen (Berufs-)Bildungsdiplomatie. Einerseits kommt Deutschland seinen internationalen Verpflichtungen nach, andererseits kann durch die Zusammenarbeit in der Berufsbildung auch mit Ländern, in denen die Zusammenarbeit in anderen Bereichen stark eingeschränkt ist, ein Kommunikationskanal geschaffen werden. Der erste BMBF-Wettbewerb für Bildungs- und Wissenschaftsdiplomatie endete im Juni 2021 mit der Preisverleihung durch Bundesministerin Anja Karliczek. Wie bereits an der Auswahl durch eine Fachjury im Vorjahr beteiligte sich GOVET auch aktiv an der Preisverleihung und dem folgenden Workshop.