BP:
 

Erfolgreiche Berufsbildungskooperation zwischen Deutschland und Südafrika

Deutschland und Südafrika stärken ihre Zusammenarbeit in der Berufsbildung. Im Fokus stehen die Weiterentwicklung von Lehrpersonal und Standards, innovative Ansätze für die grüne Wirtschaft und eine enge Vernetzung der Akteure.

Die Flaggen von Deutschland und Südafrika liegen nebeneinander.

Eine starke berufliche Bildung braucht exzellente Lehrkräfte, und sie basiert auf Curricula, die auf Bedarfe der Arbeitswelt reagieren. Deshalb stand auch im Jahr 2024 insbesondere die Lehrpersonal- und Standardentwicklung im Fokus der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Südafrika.

Beide Länder hatten hierzu die Zusammenarbeit in einer bilateralen Expertengruppe vereinbart, die GOVET im Auftrag des BMBF auf deutscher Seite koordiniert. Nach einem virtuellen Workshop im März reisten die drei deutschen Experten Prof. Michael Gessler (Institut Technik und Bildung der Universität Bremen), Prof. Waldemar Bauer (Universität Erfurt) und Michael Härtel (BIBB Arbeitsbereichsleiter Lehren und Lernen, Bildungspersonal) vom 13. bis 16. Mai 2024 zu einem Präsenzworkshop nach Irene bei Pretoria. Die südafrikanischen Partner traten mit einer breiten Teilnehmergruppe in den fachlichen Dialog ein, zu der Vertreter*innen der Berufsschulen, der Behörden für Qualifikationen, mehrerer sektoraler Ausbildungsbehörden (SETAs) sowie lehrerbildender Universitäten gehörten. Diskutiert wurden Qualitätsanforderungen für beruflich Ausbildende, die Weiterentwicklung des Lehrens im Kontext des digitalen Wandels und die Unterstützung des Personals bei der Weiterentwicklung und Umsetzung moderner Lehr- und Lernstandards. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die hochschulische Lehrerbildung, insbesondere die Integration arbeitsbasierten Lernens in die Ausbildung und die Ausrichtung auf eine handlungskompetenz- und prozessorientierte Berufsbildung. Im Nachgang des Workshops fanden mehrere bilaterale Austausche mit den interessierten Partnern statt, z.B. mit dem Qualification Council for Trades and Occupations und mehreren SETAs. Im Ergebnis des Workshops konturierten sich die künftigen Schwerpunkte der Kooperation klarer; zum Beispiel wurden Folgeaktivitäten zum Netzwerkaufbau zwischen lehrerbildenden Instituten vorbereitet.

Einen wichtigen Platz in der bilateralen Kooperation nimmt auch das Thema Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung ein. Basierend auf Workshops und Dialogen im Vorjahr, steuerten Autor*innen aus Südafrika drei und aus der Region Südliches Afrika zwei weitere Beiträge zu der von GOVET herausgegeben Publikation Sustainability in Vocational Education and Training – National and International Experiences bei. Sie zeigen, wie groß die Herausforderungen einer sozial und wirtschaftlich balancierten ökologischen Transformation in Südafrika sind – und zugleich, wie anregend Reflexionen und Lösungsansätze in der Region auch für Deutschland und Europa sein können. Am Rande des Workshops in Irene wurden auch mögliche Synergien mit dem südafrikanischen Ministerium für Wissenschaft und Innovation (Department of Science an Innovation, DSI) im Bereich der Grünen Wasserstoffwirtschaft diskutiert. Die erforderlichen Kompetenzen für eine industrielle Nutzung grünen Wasserstoffs waren auch Gegenstand einer internationalen Paneldiskussion an der University of the Witwatersrand in Johannesburg, an der sich die beiden deutschen Experten neben Fachleuten aus Südafrika und Indien beteiligten. Großes Interesse besteht auch auf beiden Seiten an der Zusammenarbeit in der Berufsbildungsforschung. Planungen für eine mögliche gemeinsame Konferenz konnten ebenfalls während des Aufenthalts im Mai 2024 besprochen werden.

Deutschland begleitet die gesellschaftliche Transformation des demokratischen Südafrika seit ihren Anfängen. Chancengerechtigkeit und Qualität in der Bildung gehören zu den Schlüsselthemen der Kooperation. Es geht zugleich um individuelle Perspektiven und um wirtschaftliche Entwicklung.

Dr. Ralf Hermann, Leiter GOVET

Damit Zusammenarbeit über Kontinente hinweg gut gelingen kann, sind Netzwerke wichtig. Zur Stärkung der Beziehungen vor Ort organisierte GOVET mehrere Treffen mit deutschen und südafrikanischen Kooperationspartnern im Land. An den seit Jahren bestehenden Austausch mit der Deutschen Auslandshandelskammer in Johannesburg (German Southern African Chamber of Commerce and Industry) knüpfte das Treffen mit der neuen Geschäftsführerin Simone Pohl an. Ebenfalls fortgeführt wurde der Austausch mit dem Forschungszentrum für Bildung und Arbeit an der Universität Witwatersrand, Johannesburg (Centre for Researching Education and Labour, Wits REAL). Dabei wurden auch wertvolle Kontakte für die Förder- und Kooperationsinstrumente des BMBF vermittelt, die der DLR-Projektträger im Auftrag des Ministeriums umsetzt.

Auf Einladung der Deutschen Botschaft informierte GOVET in Pretoria über den Stand der bilateralen Kooperation sowie über Unterstützungsmöglichkeiten beim Aufbau berufsbildender Zweige an Deutschen Auslandsschulen in Südafrika. Hierzu sowie zur Einrichtung berufsbildender Zweige in südafrikanischen Sekundarschulen wurde GOVET mehrfach durch die deutsche Auslandsvertretung, die deutschen Schulen selbst und das Ministerium für Allgemeinbildung in Südafrika konsultiert. Als Zentralstelle mit Verpflichtungen gegenüber allen Ressorts beantwortete GOVET schließlich im Oktober 2024 umfassend Fragen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zum Potenzial Südafrikas für die Gewinnung von Fachkräften.

Die deutsch-südafrikanische Binationale Kommission definiert und beschließt Themen von hoher Priorität für die Beziehungen beider Länder. Die gemeinsame Arbeitsgruppe zu Arbeit, Sozialem und Beruflicher Bildung, an der sich mehrere Bundesressorts beteiligten, legte Schwerpunkte der Kooperation in diesen Gebieten fest. Vereinbart wurde vor Allem die Zusammenarbeit bei der Lehrpersonal- und Standardentwicklung (Lecturer and Curricular Development). GOVET gestaltet die Berufsbildungskooperation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) maßgeblich mit. Ende Juni 2023 wurde die gemeinsame Absichtserklärung des BMBF mit dem Ausbildungsministerium verlängert. Sie bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit von GOVET mit den südafrikanischen Partnern.